Predigt 543 zum Gründonnerstag

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Predigt vom 27.03.1986 - Pastor Schnabel - Gründonnerstag - 1. Kor. 11, 23-26

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen - AMEN!

Der Predigttext ist zugleich die Epistel für diesen Gründonnerstagabend. Da schreibt Paulus:

"Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, als er verraten wurde, nahm er das Brot, dankte und brach’s und sprach:

Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn bis er kommt ."

Gott segne an uns dieses Wort! Liebe Gemeinde!

Immer wieder im Zyklus, im Kreislauf des Kirchenjahres, feiern wir zum Gedächtnis unseres Herrn das Abendmahl. Geistig gegenwärtig ist Christus in seinem Wort und in seinem Sakrament. Wir nehmen ihn auf in uns und unter uns in der Gestalt von Brot und Wein.

Als Paulus diese Worte überlieferte, da hatte die erste Generation Teil daran. Für uns hat es eine lange Tradition. Unsere Vorfahren haben das getan, unsere Großeltern und Eltern waren darin untereinander und mit Christus verbunden. Und die in Christus gestorben sind, die sind versammelt bei ihm, auf der anderen Seite der Tafel, die in die Ewigkeit reicht. Auch unser kleiner Altar in Deutsch Evern ist gleichsam angeschlossen an diesen großen, weltweiten Zusammenhang. Wir versammeln uns am Ende der Tage hier in Zeit und Raum und nehmen den Herrn in uns auf zur geistlichen Speise, damit wir gestärkt werden darin, ihm zu folgen; den schmalen Weg zu geh’n, wie Jesus gesagt hat, und nicht den breiten. Damit wir gestärkt werden, ihm zu vertrauen, im Leben wie im Tod, und damit wir beschenkt werden dadurch, dass wir, da wir Gott gehören und nicht uns selbst, dass wir eine innere Distanz bekommen zu uns selbst; das macht uns eigentlich frei. Wir sind verbunden mit Christus, der in allem, was er tat, mit dem, was er sagte, der Art, wie er lebte, den Rahmen des Menschenmöglichen gesprengt hat. Wir erkennen in Christus die Gerechtigkeit Gottes und seine Liebe; den Frieden Gottes, der größer ist, als unsere menschliche Vernunft.

Es ist Christus in uns, der uns immer wieder raus ruft, der uns immer wieder aufbrechen lässt zu neuen Ufern des Heils, wo wir eins sein sollen mit Gott; und wo wir dann überhaupt erst eins werden mit uns selbst.

Es wird in der Bibel so ganz einfach erzählt; Brot und Wein hat Jesus in seine Hände genommen. Und er hat diesem Brot und diesem Wein durch sein Wort eine neue Bedeutung gegeben. Christus hat Brot und Wein durch sein Gebet, durch sein Wort verwandelt in etwas Heiliges, das eine heilige Bedeutung trägt. Und dadurch können wir ihn selbst aufnehmen in der Gestalt von Brot und Wein, und so macht er durch sein Wort neue Menschen aus uns. Durch sein Wort bekommt alles eine neue Bedeutung. Ohne sein Wort bleib alles beim Alten; alles überhaupt im Leben. Wir selbst und auch die Dinge haben nur eine Bedeutung durch das Wort. Durch das Wort Gottes essen und trinken wir IHN, der uns verwandelt und der uns verbindet. Das Teilnehmen - ein Teil vom Ganzen nehmen - das geschieht hier im wahrsten Sinne des Wortes. Und wir sind nachher nicht mehr die gleichen wie vorher. Und so, wie Christus im Gebet seine Hände auf Brot und Wein legt und beides durch sein Wort verwandelt, so hat Christus auch mit der Taufe seine Hände auf uns gelegt und uns verwandelt durch sein Wort.

Christus hat Geschichten von Gott erzählt, die wir darum immer wieder hören im Laufe des Jahres, weil eben der Geist uns rettet, der uns mit diesen Geschichten in’s Herz gegeben ist. In den Gleichnissen Jesu wird etwas bezeugt, das immer in die gleiche Richtung geht. Die Arbeit im Weinberg, da wird eindeutig gesagt; Gott belohnt verschiedene Arbeiten gleich. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn; Gott nimmt den verlorenen Sohn an. Im Gleichnis vom guten Hirten; Gott nimmt das 1 Schaf genau so wichtig, wie die 99 anderen. Gott lässt Schulden streichen. Gott lädt zum Fest Menschen ein, die es am wenigsten erwarten. Und an anderer Stelle reagiert Gott viel heftiger, als wir eigentlich erwarten. Da reagiert Gott auf das Misstrauen der Menschen viel strenger, als wir das gedacht hätten. Und weil Gott uns in Christus diese neue Melodie immer wieder vorspielt, können wir Menschen uns anders verhalten. Wir können mehr wagen und freier handeln. Wir können der Liebe mehr trauen als allem anderen.

Und das ist nicht die Liebe, zu der wir Menschen von uns aus oft viel zu klein sind und die wir gar nicht so schaffen, wie wir’s vielleicht wollen, sondern das ist die Liebe Gottes, die über uns hereinbricht. Wir können Besitz loslassen. Wir dürfen Gott bedrängen, immer wieder; respektlos bedrängen im Gebet. Auch davon erzählt Jesus; wir können auf Rechthaberei verzichten, wie es in diesem Gleichnis heißt, Unkraut und Weizen wachsen lassen, weil wir darauf vertrauen, dass Gott der Richter ist. Jesus verwandelt uns so, wie er Brot und Wein verwandelt durch sein Wort.

Am Ende heißt es dann bei Paulus: "Sooft ihr von diesem Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Herrn, bis er kommt." Und damit ist nun nicht eine Todesanzeige gemeint, die wir Christen immer wiederholen sollen, sondern wir bezeugen, dass Sein Tod und dass Seine Auferstehung für uns dieses neue Leben aus Gott gestiftet und besiegelt hat.

Und darum müssen wir reden von Christus, so wie Kinder reden, die beschenkt a und die umhergehen und das Geschenk zeigen, und voll Dankbarkeit und Stolz nennen sie den Namen dessen, der sie beschenkt hat.

So sind wir selbst vor Gott wie Kinder, und vor den Menschen wie beschenkte. Kinder, die gern den Namen ihres Herrn nennen. Sein Wort ist unter uns So, wie eine klingen Münze, die uns reich macht.

Sein Wort und Sakrament, darin ist Er selbst bei uns und wir in Ihm - jetzt und in Ewigkeit - AMEN!

Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christu Jesu - AMEN!