Predigt 609

Zurück

Predigt vom 28.02.1988 - Pastor Schnabel - 1.Petrus 4, 7-11

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen - AMEN!

Liebe Gemeinde!

Christus hat unter uns ein neues Gesamtleben gestiftet. Darin ‚soll die Liebe alles bestimmen. Wir glauben, dass Christus wirklich der war, in dem der absolute Geist, der Geist Gottes, in einem Menschen Gestalt angenommen hat.

Einer soll dem anderen dienen mit der Gabe, die er empfangen hat; so haben wir’s in der Epistel gehört. Was wir an Gaben haben, hat uns Gott zum Ausgeben gegeben; nicht zum sinnlosen Verplempern, auch nicht zum Ansammeln und Horten, sondern zum gezielten Ausgeben. Darin hat unser Leben seine Bestimmung. Und selig sind wir, wenn wir unser Leben füreinander verausgaben. So werden wir reich und satt, wie es Jesus in den Seligpreisungen sagt; nicht anders.

Der Urmensch in uns - kurz genannt; der alte Adam oder die alte Eva - die sehen “das natürlich anders. Da ist der andere Mensch immer noch mein Rivale, der mir meine warme Höhle oder mein gutes Stück Fleisch neidet und wegnehmen will. Der Urmensch in mir, der sagt mir immer; je mehr du hast und je weniger der andere hat, desto sicherer bist du. Da gibt es feinere Formen oder gröbere Formen, aber es ist in jedem Fall eine Haltung, die uns noch tief in den Knochen steckt.

Genau diese Grundhaltung nennt die Bibel "Sünde", und die hat Christus besiegt und überwunden und darum sagt Jesus: So soll es unter euch nicht sein! Christus ist der Retter aus dieser alten Grundhaltung, er erschließt uns ein neues Leben in diesem neuen Gesamtzusammenhang.

Und vielleicht hat gerade unsere Generation deutlicher als andere diesen Abgrund vor Augen, in den die Sünde führt. Wir stehen am Abgrund und sehen um So klarer die Rettung durch Christus, diesen neuen Lebenszusammenhang mit Gott, das neue Gottesverhältnis, das Christus für uns angeknüpft hat. Er selbst hat auf Erden dieses neue Leben begonnen. Und er hat so Sicher und überzeugend dieses neue Leben gelebt, dass er bereit war, sich ganz für uns zu verausgaben; so sehr hat er uns geliebt. Und seine Liebe und sein Geist bewegt uns. Aber das hat erst angefangen. Er hat uns überwunden. Sein Geist hat uns EDER TRUG aber es ist noch im Werden, und keiner von uns ist fertig.

Er ruft uns zusammen in dieses neue Gesamtleben. Weil Christus uns bewegt, gibt es eine Kirche. Und eine Kirche muss es geben, solange wir im Werden sind.

Unsere Kirche hier ist ein Ort, wo Christus in seinem Wort und in den Sakramenten, Taufe und Abendmahl, gegenwärtig ist. So gegenwärtig, dass die Gemeinde selbst mal stärker, mal schwächer, ein Abbild Jesu Christi ist. Kirche, so sagt Jesus selbst, ist da, wo zwei oder mehr Menschen in seinem Namen versammelt sind.

Wir sind verschiedene Menschen mit verschiedenen Gaben. Wir versammeln uns hier im Namen Jesu. Wir sind einmal die vorhin genannten Urmenschen mit ihrer Sünde, andererseits sind wir zugleich auch getauft und haben Gottes Wort gehört in Jesus Christus und darum sind wir im Werden, sind unterwegs und sollen bis zum letzten Atemzug wachsen zu dem hin, der das Haupt ist; Jesus Christus.

Ihr merkt, man kann da ganz leicht abheben und in geistige a gelangen. Was ich eben sagte, steht so in der Bibel.

Aber wir wollen’s jetzt wieder herabholen, denn es will gelebt sein; hier auf Erden, hier in der Welt. Jesus war ja nicht irgend ein geistiges Wesen, das über allem geschwebt hat, sondern er war ein Mensch mit Fleisch und Blut, er war leiblich in der Welt. Und auch die Kirche ist leiblich in der Welt. Wir sind in der Welt mit Leib und Seele und mit allen Gaben. Und das wird deutlich auch darin, dass wir jetzt hier in einem Raum versammelt sind.

Die Kirche braucht zum Versammeln ein Dach und Stühle, und eine Heizung, und eine Beleuchtung. Sie braucht bezahlte und unbezahlte Arbeiter, zum Putzen und zum Dichten, zum Musizieren, zum Nachdenken, zum Verwalten, zum Ordnen. Kirche braucht auch Geld und auch ein Stück Land. Kirche braucht eine Küche und braucht auch ein Klo. Kirche braucht Instrumente und Gesangbücher und Bibeln, und in Deutsch Evern auch ein Kopiergerät. Das alles muss verwaltet und organisiert werden, damit das nicht durcheinander gerät; damit damit nicht Schindluder getrieben wird; damit nichts vergeudet wird. Und diese Einrichtungen wiederum sind alle gut und wichtig und nötig in der Welt, aber sie können auch leicht zum Selbstzweck werden, und dann können s.e zerstörerisch wirken für den Geist. Wer Organisation und Verwaltung und irdisches Recht verachtet, und wer meint, es ginge ohne Wahl und Mandat, und ohne fairen Streit bis zu einer Entscheidung, die von allen getragen werden kann, der soll sich nur einmal ohne dem mit anderen Menschen zusammentun.

Ich stamme ja aus der 68ger Studentengeneration, wo man das mal eine Zeit lang verachtet hat. Und diejenigen, die zusammenleben wollten ohne diese Ordnung, die haben sehr bald an dem ungespülten Geschirr, was sich da auftürmte, und an dem Dach, was durch regnete, die haben sehr bald gemerkt, dass ohne Ordnung und Organisation der Strom bald abgeschaltet wird, weil keine Rechnung bezahlt wird, und dass dann eine Gruppe auseinanderfällt.

Die andere Gefahr aber, da, wo man die irdische Ordnung verachtet, ist, dass es in kurzer Zeit einen Diktator gibt, der die anderen Menschen beherrscht und versklavt.

Jesus sagt: So soll es unter euch nicht sein!

Nun haben wir eine Kirchenordnung. Die ist nicht heilsnotwendig. Aber sie ist vorläufig und wichtig. Sie ist deshalb so gut, weil in ihr ausdrücklich gesagt wird, dass sie nicht heilsnotwendig ist, dass sie eine vorläufige, irdische Ordnung ist. Nach dieser Ordnung ist der Kirchenvorstand, zusammen mit dem Pastor, für die Leitung der Gemeinde verantwortlich.

Ich habe das hier einmal aufgezeichnet, versucht, das etwas graphisch darzustellen mit zwei Kreisen, die ineinander gehen.

Der Kirchenvorstand ist eindeutig zuständig für Verwaltung, Finanzen, Personalfragen, Vermögen, Bau, Rechtliche Vertretung.

Der Pastor, das Pfarramt, ist eindeutig zuständig für Wort und Sakrament, Unterweisung und Seelsorge.

Aber wir sehen auch, dass man diese Bereiche nicht völlig trennen kann, sondern dass sie ineinander übergehen. Beide Bereiche sind einander zugeordnet, nicht über-, nicht untergeordnet, sondern zugeordnet. Es geht um ein geschwisterliches Einvernehmen.

Es ist wichtig, dass Menschen in beiden Bereichen tätig werden und nach Gottes Willen fragen.

Hier zeige ich das Zweite, das ist typisch für unsere protestantische Kirche. Ihr seht hier Menschen in der Gemeinde; Gott, der uns entgegentritt durch Jesus Christus. Der Pastor ist einer, der das besondere Amt hat, von Gott zu reden, zu verkündigen. Er hat das besondere Amt, aber die anderen haben es auch. Und wir alle stehen als Gemeinde auf einer Stufe. Es ist nicht die Kirche, die hier bindet und löst und die sich zwischen Gott und Gemeinde schiebt, sondern wir sind sozusagen "reichsunmittelbar". Wort und Sakrament soll der Pastor verwalten, der Ordnung wegen, aber grundsätzlich haben wir ein Priestertum aller Gläubigen. Und im Notfall und im Ernstfall ist jeder von euch berechtigt und verpflichtet, zu taufen und das Abendmahl einzusetzen und Gottes Wort zu verkündigen. Und Gottes Wort wird ja nicht nur von dieser Kanzel verkündet, sondern das verkündet ihr manchmal durch euer Dasein, oder durch zwei, drei Sätze, die ihr einem anderen sagt, oder durch eine Tat, in der etwas von Christus in dieser Welt sichtbar ist.

Die Gemeinde kann sich darum nicht darauf berufen, wenn nichts wächst unter uns, dass man sagt: Ja, es liegt eben an dem Pastor, der packt’s eben nicht! Und der Pastor kann auch nicht sagen: Ich habe eben: eine säumige, faule Gemeinde in der nichts wächst; daran liegt’s! Sondern wir sind miteinander Gemeinde und wir sind auf einer Ebene, und Christus ist unser HERR. Wir können uns also nicht gegenseitig die Schuld zuschieben und sagen: Pastor, deine Predigt fetzt eben nicht. Dann kämen wir leicht in das alte Schuldverschiebungsgeschäft, wo Gott den Adam fragt: Wer hat von dem Baum gegessen? Und Adam sagt: Die Eva war’s! Und die Eva sagt: Die Schlange war’s! Und dann sagt sie noch dazu: Die Schlange, die du uns hier ins Paradies gesetzt hast!

Also, wir sind miteinander vor Gott in der Verantwortung und keiner kann es auf den anderen schieben.

Hier habe ich euch die Zuordnung der Ämter und Gremien einmal aufgezeichnet.

Hier unten, das ist die Gemeindeversammlung, von der wir jetzt ein kleiner Teil sind. Hier habe ich drei Kreise gemacht: Kirchenvorstand, Pastor und den Mitarbeiterkreis. Es ist nämlich so, dass nach dem Gesetz der Kirchenvorstand zwar als oberstes Gremium zu entscheiden hat, aber wir haben regelmäßige Mitarbeiterversammlungen, und weder der Pastor, noch der Kirchenvorstand werden auf Biegen und Brechen etwas durchsetzen, sondern das stimmen wir ab mit dem Mitarbeiterkreis.

Und wenn im Mitarbeiterkreis etwas favorisiert wird, dann werden Kirchenvorstand und Pastor, oder einer von beiden, sich nicht leichtfertig darüber hinwegsetzen, weil wir nämlich nicht meinen, dass wir allein im Besitz des Heiligen Geistes wären, sondern dass der über uns alle ausgegossen ist. Das ist also die Gemeinde, der Mitarbeiterkreis, Kirchenvorstand und Pastor. Nun habe ich hier zwei Schienen nach oben. Die gewählten Vertreter, die wir nun in 14 Tagen wählen wollen - der jetzige Kirchenvorstand, der ist vertreten im Kirchenkreistag, also auf Landkreisebene.

Und aus dem Kirchenkreistag sind wieder Leute mit einem Mandat in der Landessynode, also auf der Ebene Niedersachsen; die findet immer in Hannover statt. Der Pastor hat den Superintendenten über sich. Der Landessuperintendent, der ist auch wichtig. Und dann darüber der Landesbischof in Hannover. Ihr seht, die gewählten Vertreter und die Amtsträger oberhalb der Gemeinde sind auch so aufeinander verwiesen, wie hier in Deutsch Evern Pfarramt und Kirchenvorstand aufeinander verwiesen sind, und das ist eine wichtige Balance. Dann habe ich noch eine dritte Schiene, die ist sehr wichtig und führt zum Kirchenkreisamt. Wir haben ein gutes Kirchenkreisamt, das die Verwaltungsdinge für uns vorbereitet. Das Kirchenkreisamt kann nicht entscheiden, sondern nur ausführen, was der Kirchenvorstand beschließt. Aber sie beraten uns und arbeiten uns zu. Und das tun sie wirklich hilfreich. Dieses Amt ist übrigens in dem Gebäude untergebracht hinter dem Theaterparkplatz in Lüneburg. Und das Landeskirchenamt ist also dann die entsprechende übergeordnete Stelle in Hannover. So ist der organisatorische Aufbau, und da spielt der Kirchenvorstand der Ortsgemeinde eben eine wichtige Rolle.

Wofür ist nun der Kirchenvorstand zuständig? Er ist zusammen mit dem Pastor zuständig für den Gottesdienst. Er hat mitzuentscheiden, wann und wo und wie oft Gottesdienst zu halten ist. Da wird man sich immer auch von agendarischen Anweisungen leiten lassen.

Er ist zuständig für die Diakonie. Diakonie bedeutet, dass die Gaben verteilt werden. Dass es eine persönliche und auch eine materielle Hilfe in der Gemeinde gibt. Es gibt Ja in unserer Gemeinde eine Diakoniekasse, die aus dem Klingelbeutel gespeist wird, der jeden Gottesdienst umhergeht. Und es geht darum, dass man nicht nur einfach den Armen pauschal hilft, sondern - wie es in der alten lutherischen Sprache sehr schön heißt - es gilt, auch den verschämten Armen zu helfen, denen, die nicht gleich die Hand ausstrecken und doch in Not leben.

Dann die Mission. Damit ist nicht nur das Hinausgehen zu den armen Heiden gemeint, sondern da ist auch gemeint, der Kontakt unserer Gemeinde zu Gemeinden in aller Welt; aber auch in Taura in Sachsen, oder vielleicht in Luneray, wo der Dr. [Name] jetzt gerade beim Pastor zu Besuch war; vielleicht kommt da ja auch mal eine Beziehung zustande. Also, Mission ist dieses: Gehet hin in alle Welt und haltet Kontakt zu den Brüdern in aller Welt, in Äthiopien, in Peru, durch Kollekten, auch dadurch, dass wir etwas voreinander erfahren.

Dann ist die Frage der Öffentlichkeit. Heute morgen reichte mir Frau von Gaudecker so ein Plakat von diesem blöden Radio FFN rein. Das wäre z.B. eine Frage der Öffentlichkeitsarbeit, wo biblische Sätze zu Reklamezwecken missbraucht werden. Da werden wir uns nochmal überlegen, ob wir nicht durchaus auch da reagieren und Einspruch erheben. "Du sollst keinen anderen Sender haben neben mir!" Das ist natürlich Schwachsinn und geschmacklos. Das ist aber in der Öffentlichkeit möglich. Und das ist nur deshalb möglich, weil nicht gleichzeitig alle Gemeinden aufstehen und sagen: Das verbitten wir uns! Und dass unsere Feiertagssitten so verkommen sind, das liegt auch nur daran, dass kein Einspruch erhoben wird. Zur Öffentlichkeitsarbeit gehört auch soetwas wie ein Gemeindebrief, gehören Dinge, die in der Zeitung stehen, im Rundfunk und im Fernsehen erscheinen. Wir hatten letzten Freitag eine ganz gute Sendung über die Kirchenvorsteherwahlen im Fernsehen.

Dann die Frage der rechtlichen Vertretung. Eine Kirchengemeinde in Deutsch Evern ist ja eine Körperschaft öffentlichen Rechts. Wenn Kaufverträge abzuschließen sind; wenn Räume und Mittel für Gemeindearbeit bereitzustellen sind; wenn zu entscheiden ist - wenn wir mal unsere Kirche stehen haben und in diesem Raum sich auch andere Gruppen treffen können - dann wird der Kirchenvorstand rechtlich zu entscheiden haben, welche Gruppe hier zusammenkommen soll und welche nicht. Also, eine Parteiveranstaltung könnte hier z.B. nicht stattfinden. Solche Dinge muss der Kirchenvorstand bedenken und entscheiden. Und das ist manchmal gar nicht so einfach.

Dann die Frage der Finanzen. Wir haben zwar in unserem Land, wie in den skandinavischen Ländern, das Kirchensteuersystem, das wir geerbt haben aus alten Zeiten. Aber nach diesem System zahlen heute nur etwa 60 % der Kirchenmitglieder einen Beitrag. Und darum wird es auch zunehmend wichtig werden, in der Gemeinde auch von den anderen Gaben einzusammeln, z.B. wie es die Kirchenvorsteher hier mit dem Klingelbeutel tun. Das ist ein alt-ehrwürdiger Dienst. Das waren früher die Armenkassen, mit denen die Witwen und Waisen gespeist und gekleidet wurden. Vieles von dem, was in den Christengemeinden angelegt war, ist ja in modernene Staaten in die Sozialgesetzgebung eingegangen.

Dann der Kirchenvorstand als Arbeitgeber. Das ist nun in Deutsch Evern noch etwas unterentwickelt. Wir haben noch niemanden, den der Kirchenvorstand anstellen konnte, außer dem Pastor, der nun seit fünf Jahren vor euch steht.

Dann gehört noch die Vermögensverwaltung dazu, die bewältigt der Kirchenvorstand in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreisamt. Da geht es um Kassenstand, um Rechnungswesen, um die Aufsicht, dass das Geld ordnungsgemäß verteilt wird und ausgegeben wird. Ihr merkt aus den Abkündigungen, dass jedes Jahr einmal für mehrere Tage die Jahresendabrechnung ausliegt, dass man genau nachgucken kann, wo das Geld geblieben ist, mit Belegen und dergleichen. Das Kirchenkreisamt hilft, diese Dinge zu bearbeiten, aber der Kirchenvorstand muss es beschließen und das verantworten. Außerdem ist der Kirchenvorstand auch mein Hauswirt. Denn die Dienstwohnung da nebenan, die hat der Kirchenvorstand an mich sozusagen vermietet. Und wenn es darin Schwierigkeiten gibt, muss ich mich an den Hauswirt, den Kirchenvorstand, wenden.

Und dann haben wir hier noch ein letztes Bild. Das betrifft nicht nur den Kichenvorstand, sondern das betrifft uns alle.

Wir müssen nämlich alle in einem guten Sinne das Streiten lernen. Ich meine den guten Sachstreit, den man in der Öffentlichkeit manchmal auch "politische Kultur" nennt. Dieser gute Sachstreit, der ist eigentlich nur zu lernen, wenn die Menschen begreifen, dass sie miteinander Gottes Kinder sind; dass sie einen gemeinsamen Ursprung und ein gemeinsames Ziel haben. Das heißt: Es soll ein Streit stattfinden, der nicht darauf abzielt, den anderen klein oder kaputt zu machen, oder ihn zu diffamieren. Oder, wie das in der Kirche manchmal auch geschieht; wenn ich einen nicht leiden kann, spreche ich ihm einfach den Glauben ab. Ich sage: Du glaubst ja gar nicht! Das ist ein böses Spiel! Wir haben auch in unserem Kirchenvorstand in Deutsch Evern bisher verschiedene politische Richtungen vertreten. Aber das hat nie eine so wichtige Rolle gespielt. Das ist sicherlich auch in die Entscheidungen eingeflossen, aber es ist uns, Gott sei Dank, in den letzten fünf Jahren so gegangen, wie es in der dritten Strophe vom Lied 99 heißt "…dass wir uns von Herzen einander lieben und in Frieden auf einem Sinn bleiben. - Kyrieleis."

Das heißt: Diese Menschen, die streiten sich. Das gibt hier zwei Fraktionen. Die einen sagen: Wir müssen das so angehen! Die anderen sagen: Wir müssen das anders angehen! Und sie streiten miteinander. Aber ganz wichtig an diesem Bild ist; sie bleiben auf einem Teppich; sie schneiden den nicht durch. Und sie wollen auch die anderen nicht von dem Teppich verdrängen, sondern sie setzen sich auf diesem Teppich zueinander. Sie erpressen sich nicht gegenseitig. Die Erpressung kann nämlich z.B. lauten, dass dieser sagt: Wenn ihr nicht macht, was ich will, dann gehe ich einfach weg! Oder sie kann sein: Du hast nicht den richtigen Glauben, und schubst ihn von dem Teppich. Es muss da eine Grenze geben, dass wir auf dem einen, gemeinsamen Teppich bleiben.

Wenn wir dann die neuen Kirchenvorsteher in 14 Tagen gewählt haben - der alte Kirchenvorstand wird ja noch bis in den Frühsommer hinein seine Arbeit fortführen und dann wird der neue eingesetzt - dann wollen wir ihr Amt achten. Sie brauchen nämlich auch den Schutz dieses Amtes. Wir wollen sie bei Verleumdungen und Verdächtigungen verteidigen, denn Kirchenvorsteher müssen in der Öffentlichkeit manchmal mehr herhalten, als andere. Sie stehen für Kirchenfernere schlechthin für Kirche und sie müssen dafür haften.

Zum Schluss möchte ich noch etwas sagen, vielleicht klang das auch schon durch; ich habe mit dem jetzigen Kirchenvorstand gute und herzliche Erfahrungen gemacht in fünf Jahren Zusammenarbeit. Wir haben uns kennengelernt, wir sind miteinander vertraut, wir kennen auch unsere Macken. Wir haben jedes Jahr eine Klausurtagung abgehalten. Wir haben uns auch gestritten. Es ist mir nicht gestattet, hier auf jeden einzelnen Kandidaten einzugehen. Ich darf auch hier keine Verdienste herausstreichen, obwohl da viel zu sagen wäre. Aber von jedem könnte ich von Herzen Gutes sagen und auch Kauzigkeiten beschreiben. Mit jedem der neuen Kandidaten könnte ich mir vorstellen, zusammenzuarbeiten. Ich halte es für wichtig, an dieser Stelle auch einmal zu sagen, dass Christus wirklich unsere Gemeinde gesegnet hat mit vielen Mitarbeitern, die Aufgaben angenommen haben, auch außerhalb des Kirchenvorstandes. Und das Amt der Mitarbeiter außerhalb des Kirchenvorstandes ist nicht kleiner und nicht größer, als das der Kirchenvorsteher, sondern eben ein Teil des Ganzen.

Lasst uns nun das nächste Lied miteinander singen und dann will ich die Kandidaten vorstellen.