Predigt vom 24.07.1988 - Pastor Schnabel - 1. Kor. 6, 9-14, 18-28
Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen - AMEN!
Liebe Gemeinde!
Der Predigttext für diesen Sonntag steht im 1. Korintherbrief; Paulus hat ihn an die Korinther geschrieben.
Paulus hat diese Gemeinde gegründet "in Christus", wie er selbst schreibt, und er redet die Gemeinde mit den Worten "Liebe Kinder!" an (1. Kor. 4, 15). Daraus wird deutlich, dass er sich um diese Gemeinde wie ein lieber Vater sorgt. Er ist "mit dem Geist" (1.Kor. 5, 3) bei ihnen, so schreibt er in dem Brief. Und er schreibt an die Gemeinde aus gegebenem Anlass. Wir entnehmen nämlich diesem Brief, dass die Gemeinde in Korinth auf Abwege geraten ist. Sie sind nicht Salz der Erde, sie sind nicht Licht der Welt, so wie es das Evangelium von uns erwartet. In Korinth sind die Christen dem Zeitgeist auf den Leim gegangen.
Der Paulus konzentriert sich in diesem Predigttext auf eine bestimmte Verfehlung, von der sie Christus eigentlich befreit hat, aber die Korinther erkennen das gar nicht, weil sie sich da so hinein verstrickt haben. Viele in Korinth leben nämlich in der Vorstellung, dass Leib und Seele getrennt sind. Die Vorstellung war damals geläufig.
Diogenes z.B., der Weise aus Griechenland, der in einer großen Weintonne lebte, der lehrte: Wenn der Leib Hunger hat, dann musst du essen. Wenn du Durst hast, dann musst du trinken. Oder: Wenn dein Leib Lust hat, mit einer Frau zu schlafen, dann muss sich dein Leib einer Frau bedienen; oder eines Knaben, je nach dem. Braucht dein Leib dies oder das, dann gib ihm das, damit er Ruhe gibt. Und so war die Sache klar: Der Leib hat nun mal diese oder jene Bedürfnisse, die musst du befriedigen, damit deine Seele Ruhe hat. Die Seele ist etwas anderes, die bleibt draußen. Was immer dein Leib tut: es gibt eine Lebenskunst, die dir dazu verhilft, dass deine Seele dabei sauber bleibt. So lehrte man das damals und so war das geläufige Ansicht. Diese Anschauung hatten einige Christen in Korinth übernommen. Sie sagten nämlich: Das ist wahr, unsere Seele gehört Christus, aber der Leib, der kann fressen und saufen und huren und stehlen; und habgierig oder geizig sein, was kümmert es die Seele; die Seele bleibt ja rein, das ist etwas anderes.
Und davon hört nun Paulus und schreibt sofort einen Brief und schreibt sinngemäß: Seid ihr denn wahnsinnig? Wisst ihr denn nicht … ? Paulus setzt dieser irreführenden Lehre Gottes Wort entgegen und sagt: Christus hat euch ganz errettet! Ihr könnt weder euer Leben noch euch selbst einteilen in Bereiche, in deinen Gottes Wort gilt, und in andere Bereiche, wo Gottes Wort nicht gilt.
Gottes Wort gilt ganz und gar für Leib und Seele. Alles, was du bist und hast und kannst, nichts kannst du davon auf die Seite bringen und dem Anspruch Gottes entziehen.
Hört nun den Predigttext für diesen Sonntag aus diesem Zusammenhang heraus, sonst ist er schwer zu verstehen. Da schreibt Paulus an die Korinther:
"Wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden? Lasst euch nicht irreführen! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, Ehebrecher, Lustknaben, Knabenschänder, Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben. Und solche sind einige von euch gewesen. Aber ihr seid reingewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.
Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangennehmen. Die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise; aber Gott wird das eine wie das andere zunichte machen. Der Leib aber nicht der Hurerei, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe. Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft. (18) Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, bleiben außerhalb des Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe."
Liebe Gemeinde!
Man nennt diesen Text auch den: "Lasterkatalog". Den wollen wir jetzt nicht im einzelnen durchgehen. Aber den Korinthern war natürlich klar, dass Unzucht, Geiz, Diebstahl und Gier nicht in Ordnung sind. Aber sie hatten dieses zerstörende Tun mit einem Kunstgriff entschärft. Der böse Kunstgriff hieß "Teilung". Ja ja, sagten sie, wir sind Christen; unsere Seele gehört Christus, aber der Leib, das ist ja das Niedere, den lassen wir wiehern und galoppieren, wohin er will.
Den Kunstgriff deckt Paulus auf als eine raffinierte Irreführung der Sünde.
Nun wissen wir ja, dass die Sünde bekanntlich weder dumm noch hässlich ist, sondern sie kommt blitzgescheit daher. Die Sünde kann bibelfest sein und theologisch argumentieren. Die Schlange im Paradies und der Verführer in der Wüste, der an Jesus herantritt, sie zitieren Gottes Wörter so raffiniert, dass die Menschen meinen, es gäbe Bereiche im Leben, die man vor Gott verbergen kann. Die Sünde stellt sich auch sehr schnell um auf den Zeitgeist; die ist oft nicht so träge wie die Frömmigkeit. Die Sünde kann argumentieren mit dem vermeintlich gesunden Menschenverstand. Sie kann intellektuelle Redlichkeit vortäuschen. Die Sünde will immer dein Bestes, aber das meint sie doppeldeutig. Sie will das Beste von dir haben; die Sünde will Leib und Seele. Sie begnügt sich nie mit dem Leib, auch wenn sie sagt: Gib mir den Leib, die Seele kann ja Gott haben. Die Sünde arbeitet immer auf eine Weise, die wir "ganzheitlich" nennen. Sie weiß: Wenn der Leib erst allem nachgibt, was er will, dann fällt der Sünde auch die Seele zu.
Aber Christus macht nun diese Trennung in Leib und Seele zunichte. Er meint dich ganz und gar; mit Leib und Seele, Christus hat den ganzen Menschen erlöst und er lässt es uns nicht durchgehen, wenn wir Teile unseres Lebens aussparen und dem Anspruch Gottes entziehen wollen.
Unsere Sprache hat den Zusammenhang von Leib und Seele ja immer sehr treffend bezeichnet; da geht uns etwas an die Nieren. Das ist etwas von draußen, das uns So kränkt; "Es kränkt uns etwas". Die Sünde meint uns immer ganz und es ist nie So, dass etwas nur den Leib, oder nur die Seele betrifft.
Es ist nun aber andererseits geradezu ein Merkmal des Sünders, dass er sein Leben in Teile aufgliedert, in denen verschiedene Gesetze gelten. Das tut der Sünder in einem Kunstgriff mit Gottes Geboten, um ihnen aus dem Wege zu gehen.
Die Korinther wussten schon, warum ihnen die Trennung von Leib und Seele so gelegen kam.
Wir müssen nämlich als Sünder das Leben aufteilen, weil Gottes Gebote mit ihrem Anspruch auf unser ganzes Leben unerträglich sind.
Menschen teilen ihr Leben in Bereiche ein.
Da kenne ich einen, das ist ein liebenswürdiger, gebildeter, freundlicher Mann, aber in seinem Beruf ist er ein Halsabschneider, der seinen Rivalen mit List und Lüge nachstellt und sie ausnützt und klein macht. Und das weiß er auch. Man kämpft die Woche über mit harten Bandagen und geht am Wochenende in ein Psychoseminar, wo psychosomatische Ganzheit trainiert wird. Man geht draußen in der harten Welt über Leichen und erwartet zuhause die heile Welt und ist bestürzt, dass das nicht machbar ist.
Merkt ihr, da ist wieder diese Aufteilung des Lebens in Bereiche; hier gilt das eine und da gilt das andere. Und alle Leute, die so leben, die versichern mir; es geht nicht anders, wenn du dein Leben nicht in Bereiche aufteilst, dann kommst du unter die Räder! Du musst verschiedene Bereiche haben, in denen verschiedene Gebote gelten!
Aber dagegen geht Paulus im Namen Christi an und sagt: Nein! Gottes Gebote gelten überall!
Und wenn ich darauf hinweise, dann klopfen mir noch Leute gütig auf die Schultern und sagen: Bei dir als Pastor ist das was anderes, du bist ja auch dafür angestellt, ein Menschenfreund zu sein! Aber Freunde, die mich näher kennen, die wissen sehr wohl, dass auch ich das Geschäft der Sünde betreibe, indem ich auch versuche, mein Leben aufzuteilen, um Gottes Geboten auszuweichen.
Gottes Gebote ganz und gar, für Leib und Seele und alle Bereiche deines Lebens als gültig anzuerkennen, das ist schwer, denn du musst erkennen, dass keiner Gottes Gebote halten kann. Diese Erkenntnis des Gesetzes treibt uns in Verzweiflung und du erfährst ganz und gar, mit Leib und Seele; ich bin ein Sünder, ich krieg’s nicht auf die Reihe, es geht irgendwie nicht! Ich habe Bereiche in meinem Leben, die sind abgründig und böse; die zeige ich den anderen nicht, aber sie sind da.
Wie lebe ich damit? Ein Mensch, der von Gottes Liebe nichts weiß, der kann ja nur ausweichen und sich ein Spiel ausdenken, wie er sich an den harten Geboten vorbei mogelt. Aber da gilt es standzuhalten.
"Herr, im Lichte deiner Wahrheit erkenne ich, dass ich gesündigt habe in Gedanken, Worten und Werken". Das beten wir in der Beichte, ehe uns Christi Vergebung zugesprochen wird.
Sünde und Schuld zu bekennen ist jämmerlich, das versucht jeder von uns zu vermeiden. Ich möchte lieber groß und edel und allmächtig sein, als klein und verfehlt. Daher die Tricks, die Kunstgriffe, das Leben aufzuteilen; die Gebote zu entschärfen; die bittere Erkenntnis meiner Sünde zu vermeiden.
Wir halten die Gebote! Sagen die Pharisäer zu Jesus. Aber Jesus sieht sofort hinter ihre Fassade. Er sagt: So, ihr haltet die Gebote? Wie ist denn das mit dem sechsten Gebot? Klar, sagen die Pharisäer, kein Ehebruch! Na - sagt Jesus, und dann kommen die Worte aus dem Matthäusevangelium: "Ich sage euch; wer eine Frau ansieht und sie begehrt, der hat in seinem Herzen schon die Ehe mit ihr gebrochen!" Da können sie nichts mehr sagen. Das ist wieder ein menschlicher Kunstgriff der Teilung, nur hier umgekehrt; ich begehe den Ehebruch in der Vorstellung, aber ich kann die leibliche Tat gerade noch verhindern.
Jesus lässt diese Teilung nicht zu; er meint uns ganz und gar. Aber er steht ja auch nicht hinter uns und sagt: So, und wenn du am Gesetz erkannt hast, wie es um dich bestellt ist, dann mache ich dich fertig, dann mache ich dich kaputt! Nein! Sondern dann setzt ja überhaupt erst die Gnade ein.
Darum konnte Luther auf dieses Mogeln verzichten und er sagte einmal in einer Tischrede zu den Studenten, die da mit ihm an der Mittagstafel sitzen: Viele Frauen, die ich anschaue, begehre ich auch; so ist es!
Und Paulus selbst sagt: Christus ist gekommen, die Sünder zu retten, und da stehe ich an erster Stelle (Tim. 1, 15). Und das gilt für alle Gebote, nicht nur für das sechste, das heute besonders herausgegriffen ist, weil die Bibel das Thema anschneidet.
Es ist keiner in diesem Raum, der die Gebote hält und Gottes Anspruch ganz befolgt; keiner genügt den Geboten und keiner kann sich vor Gott rechtfertigen.
Da kommt freilich die Weltweisheit einher und sagt: Wir könnten doch die Moral heben, indem wir die Normen senken. Indem wir einfach - das ist wieder der Trick - die Gebote entschärfen und dann erscheinen wir besser. Aber die Normen - vergesst das nicht - die haben wir nicht gemacht, sondern die hat uns Gott gesetzt und es bleibt dabei; wir können uns vor Gott nicht rechtfertigen. Und dass es so ist, erfahren wir nur am Gesetz. Dazu sind Gottes Gebote da: Damit wir erkennen; ich bin ein Sünder!
Außenstehende werfen uns ja oft vor, dass wir Christen immer so von der hinabziehenden Sünde reden. Aber wartet nur einen Moment: Das ist nur die eine, jämmerliche Seite; die ist nötig und wahr, um Gottes Liebe zu erfahren. Die bittere Kur des Gesetzes ist wie eine enge Pforte, durch die wir schmerzhaft hindurch müssen; ohne jedes Gepäck, an das wir uns sonst klammern. Da passen wir nur so durch, wie wir vor Gott sind. Aber hinter dieser engen Pforte tut sich die Gnade auf; da werden wir neu eingekleidet.
Paulus schreibt: Ihr werdet das Reich Gottes ererben. Eine Erbschaft verdient man nicht, die bekommt man, weil man Gottes geliebtes Kind ist; ohne Verdienst und Würdigkeit.
Wer also am Gesetz bitter und jämmerlich erfahren hat, dass er sich nicht rechtfertigen kann, der wird in Christus - im Gegensatz zu dieser Bitterkeit - die süße, kraftvolle Gnade erfahren, dass er sich nicht mehr rechtfertigen muss. Ich kann jetzt überhaupt erst richtig leben, ich muss mit meinem Leben nichts mehr beweisen. Denn darunter leiden wir ja. Wir meinen, wir müssten etwas beweisen; vor uns selbst oder vor anderen. Ich muss aber nichts mehr beweisen, ich kann gehen und lieben und helfen. Ich weiß, dass ich ein Sünder bleibe, aber ich brauche mich nicht mehr zu rechtferigen, denn Christus ist meine Rechtfertigung.
Der gerechtfertigte Sünder, der kann dann - wie heute das Evangelium sagt - Salz der Erde und Licht der Welt sein. In ihm leuchtet etwas auf von Gottes Liebe. Allerdings kann der in Christus gerechtfertigte Sünder nie mehr auf andere Menschen herabschauen. Er rühmt sich nicht mehr. Von ihm kannst du Hilfe annehmen ohne, dass du’s vergelten müsstest. Ich kenne solche Menschen, Schwestern und Brüder, die vielleicht selbst gar nicht wissen, dass sie so sind; dass sie Salz und Licht sind.
Ich will von so einem gerechtfertigten Sünder zum Schluss erzählen. Dazu gehört eine kleine Rahmengeschichte.
Vor einigen Jahren kam im Sommer mal eine Sendung im Fernsehen über Kirchengemeinden in Mecklenburg. Das war damals noch ungewöhnlich, dass westliche Reporter und Fernsehteams in verschiedenen Dörfern auftauchten und dort die Pastoren und die Kirchenvorsteher und die Gemeindeglieder interviewten. Ich habe diese Sendung gesehen und von der Rahmengeschichte erfahren. Es war natürlich in diesen mecklenburgischen Dörfern ein großes Aufsehen, dass da Westwagen kamen mit Leuten vom Fernsehen. Eine Szene wurde gedreht an einer alten Dorfschmiede, die zur LPG gehörte. Da war ein älterer Schmied, der stand am Amboss und schmiedete ein glühendes Stück Eisen da zu einem Haken. Und dann kam der Reporter von der rechten Seite auf ihn zu - das war eine geschickte Einstellung - und fragte: Sagen Sie, welche Bedeutung hat denn die Kirche hier auf dem Dorf für Sie? Da setzte der Schmied den Hammer ab und sagte: "Gottesdienst muss sein; wo kein Glaube ist, da ist auch keine Ordnung im Haus!" Der Schmied hat noch mehr Dinge erzählt. Etwa sechs Stunden haben sie in diesem Dorf Menschen befragt, und sie waren natürlich auch von Sicherheitskräften umlagert. Alle wollten natürlich wissen: Wann kommt die Sendung im Westfernsehen? Und es wurde gesagt: Etwa drei Monate später, wir werden euch schreiben. Und dann kam dieser Tag drei Monate später heran, an einem Sonntagnachmittag. Und die Familie des Schmiedes war vor ihrem Fernseher versammelt, seine Kinder und seine Enkelkinder, und sie sehen diese Sendung und sind alle darauf gespannt, wann denn nun dieser Schmied aus ihrem Dorf erscheint. Und sie sehen: dieses längere Gespräch ist zusammengeschnitten auf diese eine Szene, wo der Schmied den Hammer absetzt und ganz nüchtern sagt: Kirche muss sein; wo kein Glaube ist, ist auch keine Ordnung im Haus!
Danach kommt ein anderes Interview. Dann ist der Film zu Ende, sie machen den Fernseher aus, es ist eine Stille in dem Raum. Und da sagt plötzlich sein Sohn, der etwa 40 Jahre alt ist, in diese Stille hinein: "Vater, du Heuchler! Da im Fernsehen sagst du sowas! Und ich weiß noch genau, dass du damals ein Verhältnis hattest mit der Nachbarin; jeder im Dorf weiß es. Und ich weiß auch, dass du ein Nazi warst, dass du '36 aus der Kirche ausgetreten bist und '46 bist du wieder eingetreten. Gut, danach schien dir das Religiöse bedeutend zu sein, aber bis dahin?" Und der Sohn fängt an vorzurechnen und abzurechnen. Und der Vater hört ihm zu. Und als der Sohn zu Ende ist damit, sagt der Vater: "Ja, das stimmt, das ist bitter wahr, das habe ich getan!" "Na und?" sagt der Sohn, "wie kannst du dann sowas im Fernsehen sagen?" Da sagt der Vater: "Ja, trotzdem stimmt es: Wo kein Glaube ist, da ist keine Ordnung im Haus! Die Gebote gelten, und was du gesagt hast, davon ist jedes Wort wahr; ich habe sie gebrochen, ich habe dieses Elend an mir selbst erlebt. Aber trotzdem gelten sie!" "Du machst es dir leicht!" sagt der Sohn. "Nein!" sagt der alte Schmied zu seinem Sohn, "Christus macht es mir leicht!".
Hier ist der Sünder gerechtfertigt, der eben nicht verharmlost und nicht mogelt und sagt: Weißt du, damals, das war so und so, musst du doch verstehen! Sondern dass er sagt: Jawohl, es ist ein Jammer; so war es, ich habe es getan! Aber ich berufe mich auf Christus: Seine Barmherzigkeit habe ich gerade erfahren an der Härte des Gesetzes.
Der Sohn versteht das noch nicht, aber er ahnt es und es macht ihn nachdenklich. Ich weiß, dass dieser alte Schmied, seitdem er Christus begegnet war und die Vergebung seiner Sünden so erlebt hat, dass er ein begnadigter Sünder war, dass er über keinen Menschen mehr die Nase gerümpft hat. Er klopfte auch keine besonders frommen Sprüche, er- verwies nur auf Christus, der ihn allein gerecht machte. Er versuchte nichts mehr zu beweisen von eigener Größe, von eigener Stärke. Das, was Paulus "Das Rühmen" nennt, war ihm abhanden gekommen. Und in diesem Dorf war er auch für Kirchenferne ein Vertrauter.
Dieser Mann war soetwas wie Salz der Erde und soetwas wie Licht der Welt. In seiner Gebrechlichkeit war er einer aus der Gemeinschaft der Heiligen. Ein Sünder, aber ein gerechtfertigter Sünder, der gerecht war allein aus dem Glauben - AMEN!