Predigt 636

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Predigt vom 30.10.1988 - Pastor Schnabel - Galater 5, 1-6

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! AMEN!

Liebe Gemeinde!

Unsere Martinuskirche, die da draußen gebaut wird, wird wieder ein Hallenhaus werden.

Da, wo die offene Feuerstelle war, (die hat man bei der Ausgrabung gefunden) kommt der Altar hin:

An der Wand dahinter soll dargestellt werden, was grundlegend für unser Verhältnis zu Gott ist, was uns belebt und Mut macht: Gesetz und Evangelium.

Wir wissen noch nicht genau, wie das gestaltet werden soll. Auf der linken Seite soll das Gesetz, auf der rechten Seite das Evangelium dargestellt werden. Das hat es schon in alten Kirchen gegeben: Das Gesetz wird dargestellt mit Mose, mit so kleinen Hörnchen im Haar, (Das geht auf einen Übersetzungsfehler zurück) der die Gesetzestafeln hochhält. Das Evangelium wird mit dem auferstandenen Christus dargestellt, vielleicht mit einem Kreuz in der Hand. Davor wird der Altar sein, und vor dem Altar versammeln wir uns, die Gemeinde, zwischen Gesetz und Evangelium. Das wollen wir uns dann in jedem Gottesdienst vergegenwärtigen, weil es ein großes Thema unseres Glaubens ist, und weil es zu tun hat mit unserem Leben und Sterben. Damit wir Gesetz und Evangelium nie vergessen und es nicht verwechseln oder vermischen, es aber beides zusammen sehen. Wir wollen es uns einprägen und, wie die Bibel sagt, es auf die Tafel unseres Herzen schreiben, denn davon leben wir.

Wenn wir Gesetz und Evangelium nicht leben, dann geht es uns verloren.

Es kann sehr schnell gehen, dass wir Gesetz und Evangelium verwechseln, oder eines von beidem gering achten. Das kann dann so sein, dass mitten in einer blühenden Gemeinde plötzlich Christus verloren geht, obwohl man weiter seinen Namen nennt. Da können wir gerade auch in der besten Frömmigkeit und religiösen Inbrunst und mit guten Werken auf Abwege geraten.

Der Predigttext für diesen Sonntag steht im Galaterbrief. Die Gemeinde in Galatien hat Paulus selbst gegründet; sie wurden Christen. Sie haben aber innerhalb von zwei Jahren Christus gewonnen und wieder verloren. Die Galater berufen sich nämlich plötzlich, nachdem Christus sie gerettet hat, wieder auf die Einhaltung des alten Gesetzes, und auf die religiösen Einzelgebote. Und es sind Leute in der Gemeinde, die achten sehr genau darauf, dass religiöse Leistung erbracht wird und dass diese Leistung der Rechtfertigung dient. Sie sagen: wir müssen das Gesetz halten und "zitieren in alter mosaischer Tradition die Beschneidung. Ein Christ muss sich beschneiden lassen.

Paulus wettert dagegen und an einer Stelle sagt er - fast frivol: die da immer reden, sie sollen sich beschneiden lassen, die sollen sich doch gleich verschneiden lassen. (Gal. 5, 12) Und er sagt: Christus hat uns erlöst, das allein ist der Grund unserer Rechtfertigung.

Und so schreibt er an die Galater:

"Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen. Denn wir warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die man hoffen muss. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist."

Gott segne an uns dieses Wort!

In Christus gilt die Erfüllung irgendwelcher religiösen, frommen Einzelgebote nichts, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist; das zählt, das gilt!

Liebe Gemeinde!

Hier klingt ein erstes Mal in den Briefen des Paulus das an, was später im Römerbrief ganz deutlich dargestellt ist: Allein aus dem Glauben sind wir gerecht, nicht durch des Gesetzes Werke. (Röm. 3, 28)

Wir haben es heute in der Epistel schon gehört, Paulus hat das nicht selbst erfunden, sondern er hat es erfahren, diese Gerechtigkeit, allein aus dem Glauben. Er sieht auf einen Blick, was in der Gemeinde der Galater nicht in Ordnung ist. Sie wollen auch aus Gnade leben.

Christus ist für uns gestorben, das bekennen sie auch, aber das genügt ihnen nicht. Ja, auch aus Gnade, aber das Gesetz muss gehalten werden; die frommen Leistung.

Sowohl Christus, als auch die Selbstverwirklichung, als auch die Selbstfindung nach dem Gesetz, sagen die Galater.

Paulus dagegen: Ihr Galater verwechselt das Gesetz nicht mit dem Evangelium! Entweder hat euch Christus gerettet und erlöst, dann braucht ihr nicht noch etwas dazuzutun, es reicht sowieso nicht. Oder er hat euch nicht gerettet, dann habt ihr Christus verloren, dann seid ihr aus seiner Gnade herausgefallen und müsst weiterleben mit eurer verdammten Selbstgerechtigkeit.

So kann die Predigt retten, wenn sie Christus treibet. Paulus hat die Gemeinde der Galater gerettet durch die Predigt. Er hat nämlich Gesetz und Evangelium wieder unterschieden, während die Galater das vermengt haben.

Wenn ich nämlich anfange, mit dem Gesetz meine Daseinsberechtigung, mein Heil, meinen Sinn, selbst zu schaffen, mich zu rechtfertigen, dann komme ich in Teufels Küche, und dann ist der Glaube leer.

Diese "Briefpredigt" des Paulus an die Galater hat Jahrhunderte später Martin Luther gelesen, und sie hat zu seiner Erlösung geführt und zur Reformation der Kirche, weil auch damals wieder dieser alte Fehler gemacht wurde, dieses alte Leiden der Christen, der Menschen, könnte man sagen, die Gesetz und Evangelium nicht mehr unterscheiden wollten oder konnten, weil sie blind waren.

Christus ist dem Paulus begegnet. Und Christus ist Luther begegnet in diesem Wort: Nicht durch des Gesetzes Werke, sondern allein durch den Glauben sind wir erlöst. Ohne Wenn und Aber! Wer in Christus erlöst ist, der tue ab sofort keine guten Taten mehr für seine Erlösung! Denn jede gute Tat, die wir zu unserer Rechtfertigung und Selbstfindung und Sinngebung tun, die macht unsere Erlösung in Christo zunichte.

Auch, wenn euch das vielleicht erst mal hart vorkommt, bedenkt, und das ist biblisch: Das Evangelium ist gar nicht in erster Linie dazu da, dich zu guten Taten anzuregen. Denn Menschen, die ausdrücklich gute Taten tun und Opfer bringen und versuchen, sich damit zu rechtfertigen, versuchen eine Schuld zu begleichen, die sie doch nicht begleichen können.

Aber wozu ist denn das Evangelium dann da?

Wozu das Evangelium da ist, das kann ich euch nur am Gesetz erklären.

Und wenn ihr mich fragt, wozu das Gesetz da ist, dann kann ich das nur am Evangelium erklären.

Wer das Evangelium ohne das Gesetz hört, der muss verzweifeln, Und wer das Evangelium ohne das Gesetz hört, der kann es gar nicht verstehen.

Wer Gott nicht als Richter erkennt, wozu braucht der eine Selbstrechtfertigung? Aber das ist komplizierter: Die Menschen werden zu ihrem eigenen Gott und sind unbarmherzig mit sich selbst.

Das Gesetz, die Zehn Gebote, die Mose gebracht hat, stehen ja zeichenhaft für viel mehr.

Mit "Gesetz" ist hier nicht das Staatsrecht gemeint, oder das Verwaltungsrecht, oder das bürgerliche Recht; es hat allerdings damit auch zu tun.

Alles, was mit dem Leben in Aktion ist, das können wir mit Gesetz bezeichnen. Alles, was das Leben durchsichtig macht und ordnet, alles, was uns durch Aufgabe und Pflicht herausfordert, das ist Gesetz. Das Gesetz kann das Leben reich und erfüllt machen. Wenn es fehlt, kann das Leben auch langweilig und leer werden.

Im Gesetz fordert Gott, was getan werden muss zur Erhaltung der Welt, was der Gerechtigkeit dient. Gott fordert, was um Gottes willen zu tun ist. Das Gesetz macht sich besonders stark bemerkbar in unserem Gewissen. Das Gewissen muss immer wieder geschärft werden durch Gottes Gebote. Das Gesetz ist leicht zu erklären und zu behandeln. Ich merke immer wieder, dass die Konfirmanden gut bei der Sache sind, wenn es um das Gesetz, um die Zehn Gebote geht. Dass sie sich aber schwer tun, das Evangelium zu begreifen. Aber wenn mein Gewissen Gottes Gebote vernimmt, dann kommt es zu einer schrecklichen Erkenntnis: dass ich nicht erfüllen kann, was Gott von mir will.

Und so treibt mich das Gesetz in die Verzweiflung. Wer sich das klar und deutlich zu Herzen nimmt, der muss seine Schuld erkennen und bekennen: Ich bin ein Sünder! Das ist die Wahrheit, die bittere Wahrheit, die ich über mich selbst am Gesetz erfahre. Ich bin ein Sünder und kann mich nicht rechtfertigen.

Da drüben sind kleine Waagen angezeichnet, da kommen wir später noch drauf, aber diese Verzweiflung, dass ich das Gesetz nicht halten kann, ist so ähnlich. Ich habe das als Kind mal erlebt: Da war ich noch ganz klein und saß oben auf einer Wippe. Auf der anderen Seite saß der Nachbarsohn, der viel dicker war als ich. Ich saß da oben und konnte machen, was ich wollte, ich kam nicht runter, ich hatte nicht genügend Gewicht.

So ähnlich geht es meiner Seele. Das Gesetz auf der anderen Seite ist schwerer ich kann kein Gegengewicht aufbringen. Ich kann das Konto nicht in die Balance bringen zwischen Soll und Haben.

Das ist die bittere Wahrheit: ich bin ein Sünder, ich bleibe zurück!

Mit dieser bitteren Wahrheit kann natürlich kein Mensch auf Dauer leben. Ich bin schuld, ich bin ein Sünder, das ist heute sowieso unpopulär, das sagt man auch nicht, oder man sagt es so pauschal, dass es die anderen nicht glauben.

Weil diese Wahrheit unerträglich ist, bleibt mir, Mensch, ohne das Evangelium, allein mit dem Gesetz, nichts anderes zu tun, als das, was die Pharisäer machen, und viele Menschen ja heute auch: ich muss ausweichen und mogeln; ich muss meine Niederlage kaschieren. Entweder ich erkenne wohl die Schuld, aber ich schiebe sie auf anderen - bitte weitergeben. Ich reiche sie weiter, ich schiebe sie auf andere Verhältnisse. Oder ich nehme das Gesetz und verfälsche es und behaupte: Eigentlich bin ich ja gut und halte die Gebote - so ziemlich. Oder ich sage, und das ist die moderne Version, mit dem Gesetz umzugehen, es gibt gar kein Gesetz. Es gibt auch keinen Gott, der von mir etwas zu fordern hätte; ich bin autonom, (autos- selbst, nomos - das Gesetz) ich mache mir mein eigenes Gesetz. Ich bin mein eigenes Gesetz in mir selbst, ich traue nur meiner Vernunft. Dieser ganze religiöse Kram mit Gesetz und Evangelium hat mit mir nichts zu tun! Ich weise das zurück, das ist Aberglaube! Ich bin autonom!

Wer so mit dem Gesetz umgeht, ist wie einer, der täglich Forderungen ins Haus bekommt und diese Rechnungen einfach unter den Teppich schiebt. Davon werden sie nicht bezahlt, und diese größenwahnsinnigen Autonomiefolgen werden sichtbar.

Nun kommt das Evangelium, nun kommt Christus, der sagt zu meiner bedrängten Seele ja nicht Christian, es ist nicht so schlimm, du bist schon okay. Ich zeige dir, wie du aus dieser Schuld geschickt herauskommst.

Jesus ist auch kein Therapeut, der mir irgend eine Salbe in die Seele massiert. Und er ist auch kein Guru, der mich eine Methode lehrt. Sondern Jesus stirbt am Kreuz für mich und gibt sich für mich hin und erfüllt die Forderung als der Erste und Einzige. Jesus erlöst mich, er löst die Kette, mit der ich an das Gesetz gebunden bin. Das Gesetz hat keine Macht mehr über mich. Ich muss mich nicht mehr rechtfertigen, denn ER rechtfertigt mich; ER macht mich recht. Dir sind deine Sünden vergeben, sagt ER. Und wo dir das zu Herzen geht, da hast du die große Erfahrung deines Lebens gemacht, dann bist du ein begnadigter Sünder. Du bist nicht "kein Sünder", sondern du bist der begnadigte Sünder, und du lebst jetzt in der Wahrheit, die du vorher nicht aushalten konntest.

Ich lebe in der Wahrheit, dass ich ein Sünder bin, und dass Christus mich gerecht gemacht hat.

Und so ist das Evangelium die Kraft, die mich überhaupt die Wahrheit des Gesetzes ertragen lässt, die es mir ermöglicht, in dieser Wahrheit über mich zu leben, die Erfahrung meiner Schuld überhaupt zu ertragen.

Gottes Gebot gilt. Gesetz heißt, es ist hingesetzt, unverrückbar. Ich kann es nicht erfüllen, ich bin ein Sünder. Ich bin nicht in der Lage, mich aus eigener Kraft gerecht zu machen und meinem Leben Sinn und Grund zu geben.

Aber Christus ist für mich gestorben und auferstanden. Das ist das Evangelium, das heißt: ich bin ein gerechter Mensch, aber durch Christus, und nicht aus eigenem Verdienst und Würdigkeit, aus eigener Güte.

Durch noch so viele gute Taten geht es nicht, ich bin ein Sünder, der sich nicht rechtfertigen kann, der aber gerechtfertigt ist. Das erfahre ich am Gesetz.

Ich bin ein Gerechter, das erfahre ich durch Christus, der mich gerecht macht, der meine Sünden vergibt ohne jede Leistung, die ich erbringen könnte.

Und daraus kommt die Freiheit, in der wir überhaupt erst Brüder und Schwestern werden können. Wir müssen nämlich nicht mehr Rivalen sein. Wir müssen nicht mehr überlegen: bin ich besser oder bin ich schlechter als die anderen? Sondern wir finden uns durch die Gnade Christi gerechtfertigt vor. Keiner muss mehr etwas beweisen. Das ist die frohe Botschaft, denn jetzt bin ich frei zum Leben. Erst durch die Erkenntnis der bitteren Wahrheit, durch’s Gesetz und die Erlösung durch Christus, werde ich überhaupt erst frei zum Leben, ein begnadigter Sünder. Jetzt kann ich das tun, was in der Welt nötig ist.

Alles, was ich als begnadigter Sünder tue, ist nämlich nicht mehr belastet von der bleiernen Schwere: ich muss mir ja Punkte sammeln, ich muss mich rechtfertigen vor anderen oder vor Gott oder vor mir selbst, Denn das hat Christus für mich getan, ich finde mich bereits gerechtfertigt vor. Ich muss nichts mehr beweisen. Ich muss nichts mehr verbergen. Ich muss auch nicht immer mit einer Maske vor dem Gesicht herumlaufen. Ich muss nicht besonders stark, besonders schwach, besonders fromm sein. Dieser ewige Eiertanz der Sünder: Ist das jetzt eine gute Tat, die mir wenigstens auch angerechnet wird? Habe ich auch mein Dasein verdient? Oh, ich bin nichts wert! Ich leiste nichts! Mache ich jetzt auch eine gute Figur? Bin ich auch fromm genug? - dieses Kokettieren mit Gott, das kommt aus diesem pharisäischen Handeln, als könnte ich den, der Himmel und Erde geschaffen hat, mit meinem bißchen Gehabe beeindrucken.

Dieser Eiertanz der Sünde, der die Menschen so lächerlich am Gängelband hat, dieses Band ist durchgeschnitten und wir sind frei.

Ich bin nicht fromm, ich bin ein Sünder, ich kann mich nicht rechtfertigen, ich.kann..nur auf Christus verweisen, der für mich gestorben ist. Um seinetwillen kann ich diese Wahrheit über mich ertragen. Meine Werke taugen alle nicht zur Rechtfertigung.

In einer schwedischen Kirche, und das zum Schluss, hat vor etwa 200 Jahren ein Mensch Gesetz und Evangelium in ganz einfachen Zeichnungen an die Wand gemalt.

Er hat hier die Waage, mein Herz, und das Gesetz gezeigt. (P. erklärt anhand des Bildes) Ich kann mich nicht rechtfertigen, mein Herz, mein Selbst, meine Seele, ist viel leichter als das Gesetz. Die Forderung Gottes ist viel schwerer. Ich komme gegen die Last nicht an,

Ich kann mich nicht rechtfertigen, das lerne ich am Gesetz.

Aber dann kommt Christus mit seinem Kreuz, und das Kreuz kommt mit in die Waagschale.

Da wird das Gesetz durch die Erlösung in Christus leichter und ich bin gerechtfertigt. Aber nicht, weil ich selbst ein Gegengewicht geben könnte, sondern weil Christus mit mir IST.

Dieses dritte Bild, das ist in einer Kirche an die Empore gemalt, ganz naiv, es zeigt ein

Herz, das auf einer Wiese liegt zwischen Gräsern. Aus dem Himmel kommt eine Hand mit einer Gießkanne, die begießt dieses Herz. Aus dem Herzen wachsen Blumen.

Die Gießkanne lässt das Wasser der Gnade fließen. Das Herz wird begossen durch das Wasser des Heiligen Geistes und erinnert wohl an die Taufe. Blumen wachsen darauf. Aber diese Blumen sind keine frommen Leistungen, mit denen ein Menschenherz sich rechtfertigen kann, oder es zu tun versucht, sondern diese Blumen stehen für den Glauben, der durch die Liebe tätig ist. Diese Blumen hat Christus in meinem Herzen hervorgebracht. Was aus dem Herzen eines begnadigten Sünders wächst, ist kein Verdienst mehr, sondern das ist Christus, der in mir wirkt.

Als Luther das am eigenen Leib erfahren und erkannt hat, und als er die Last der Rechtfertigung abwerfen konnte wie ein Joch und frei und leicht dastand, hat er das Lied gedichtet, was wir jetzt singen wollen, Nr. 239 "Nun freut euch, liebe Christen g'mein und lasst uns fröhlich springen …" Wir wollen von diesem Lied alle zehn Strophen singen. Die Männerrunde hat mich dazu ermutigt, solche Lieder ganz zu singen. Wir tun das in dieser Runde öfters. Nach dem Gottesdienst kommt dieses Herz nocheinmal, dann wollen wir nämlich die Lutherrose - gebacken - mit fünf Blättern, essen, in der Mitte mit einem Marmeladenkleks, der soll das alte Herz-Jesu-Zeichen anzeigen. Das war Luthers Wappen mit einem roten Herzen in der Mitte, worauf ein Kreuz abgebildet war. Drumherum stand der Text: ”Des Christen Herz auf Rosen geht, wenn’s mitten unterm Kreuze steht.”

Vielleicht hat der Maler daran gedacht, als er das Bild malte.

Lasst uns nun das Lied singen, in dem Luther die Geschichte seines Glaubens erzählt. Er fängt mit der Befreiung an: "Nun freut euch, liebe Christen g'mein …" und wir wollen uns mit ihm freuen und in den nächsten Strophen den ganzen Weg mit ihm gehen, bis zur Befreiung hin.