Kinderpredigt 522 zum Matthäus 15, 21-28

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Kinderpredigt vom 29.09.1985 - Pastor Schnabel - Matthäus 15, 21-28

Liebe Gemeinde!

Seit etwa einem Jahr haben wir zuerst im Gottesdienst eine Kinderpredigt. Und meistens handelt die Kinderpredigt von der gleichen biblischen Geschichte wie die Hauptpredigt. Und darum gleichen sich meistens diese beiden Predigten.

Ihr wisst, für jeden Sonntag im Kirchenjahr haben wir eine Lesung aus der Bibel - Herr [Name] wird sie nachher vorlesen. Die Geschichte, die heute dran ist, handelt von der kanaanäischen Frau.

Die Bibel erzählt, dass Jesus sich einmal zurückgezogen hat in die Einöde, in die Gegend von Sidon und Tyrus, das liegt zum Meer hin in Nordpalästina.

In dieser Einöde begegnet IHM eine kanaanäische Frau; wir würden heute sagen, eine heidnische Frau. Mir kam dabei in den Sinn, dass das Wort "Heide" eigentlich ein merkwürdiges Wort ist, zu dem wir eine besondere Beziehung haben, denn wir wohnen ja in der "Lüneburger Heide".

Aber wir sagen auch der Heide oder die Heidin. Die Heide und der Heide - und tatsächlich gehören diese Wörter zusammen. Die Heide war nämlich schon immer eine öde Landschaft, eine Landschaft in der Einöde, abseits von den Städten, wo wenig Menschen sind.

Der Heide war einer, der in der Heide lebte, nämlich abseits. Und das ist dann übertragen worden - sinngemäß - auf jemanden, der abseits von Gott lebt, abseits vom Leben, in der Einöde.

Ein Heide ist seitdem einer, der im Abseits lebt, einer, der nicht an Gott glaubt. Daher kommt das Wort: Du bist ein Heide, du lebst im Abseits, abseits von Gott.

Aber wir sind keine Heiden, auch, wenn wir in der Heide leben. Wir sind Christen. Und wir wollen in der Nähe Gottes leben und an Christus glauben.

Aber wir lernen nun heute aus dieser Geschichte: Die Heiden sind manchmal näher an Gott als wir, die Christen oder die Frommen. Jesus hat öfters mal Geschichten von Heiden erzählt, wo man das erkannte. Die Heiden können manchmal direkter und schneller Gottes Kraft erfahren als wir. Es kommt nämlich, so erzählt Jesus immer wieder, alleine auf den Glauben an. Wenn ein Heide glaubt, ist er näher an Gott, als wenn ein Christ zweifelt.

Die Bibel erzählt nun von so einer Heidenfrau. Die Heidenfrau hat eine Tochter, die krank ist und der keiner helfen kann. Die Frau hat von Jesus gehört, dass er Kranke heilen kann. Sie hat gehört, dass von ihm eine Kraft ausgeht und was er sagt erhebt Menschen und macht sie stark und gesund. Jesus kann helfen, davon ist sie überzeugt. Und so sucht sie Jesus. Sie hat gehört: er ist hier in der Nähe, in der Einöde. Und so findet sie ihn auch an einem einsamen Ort, zusammen mit seinen Jüngern. Sie erkennt Jesus schon von weitem und läuft so schnell sie kann und ruft: Jesus! Erbarme dich über mich! Meine Tochter ist schwer krank. Und nun geschieht in dieser Geschichte dreimal etwas Merkwürdiges: Jesus, den wir sonst als lieben Mann kennen der hilft und rettet, der reagiert gar nicht; er geht einfach weiter. Und dann, als die Rufe der Frau nicht zu überhören sind, weist er sie einfach ab. Und als auch das nichts nützt, beschimpft Jesus diese Frau. Als sie sich auch dann nicht abweisen lässt, hilft er ihr endlich.

Im Einzelnen geht die Geschichte so weiter: Die Frau schreit also hinter Jesus her, so steht es in der Bibel, sie schreit, und Jesus tut so, als ob er sie gar nicht hört. Er geht einfach weiter. Und sie schreit lauter, und Jesus hört immer noch nicht hin. Und sie schreit so laut, dass es den Jüngern auf die Nerven geht und sie sagen: Jesus, hilf ihr doch, dass sie uns endlich in Ruhe lässt. Und da sagt Jesus etwas, das muss sie verletzen, er sagt nämlich: Ich bin nur zu den Schafen Israels gekommen, nicht für diese Frau; nicht zu den Heiden. Das ist hart. Jesus geht nach diesem hochfahrenden Wort weiter. Aber auch davon lässt sich die Frau nicht abwimmeln, sie läuft hinterher, überholt ihn und wirft sich vor ihn auf den Weg, ihm zu Füßen. Und da kann Jesus nicht weitergehen. Die Frau hält seine Beine fest und sagt: Jesus, bitte, bitte hilf mir! Und jetzt kommt eine Beleidigung, es ist die härteste Geschichte in der ganzen Bibel - so kennen wir Jesus gar nicht. Er sagt nämlich: Es gehört sich nicht, Frau, dass man den Kindern das Brot wegnimmt und an die Hunde verfüttert.

Das ist ein Gleichnis, damit meint er: Stell dir mal vor, wir haben hier auf dem Tisch Brot, und da sitzen Kinder drumherum, die haben Hunger. Ich würde nun das Brot nehmen und den Hunden hinwerfen, die da sind. Die Kinder säßen mit großen Augen dabei und würden sagen: Aber wir haben doch Hunger! Du siehst das doch ein, dass man erst die Kinder füttern muss, ehe man die Hunde füttert. Und damit sagt Jesus etwas Schlimmes, damit sagt er nämlich: Du gehörst nicht dazu, erst müssen die Kinder gefüttert werden.

Aber auch da lässt sich die Frau nicht abwimmeln. Diese Frau hat offensichtlich gar keinen Stolz, sie ist auch nicht gekränkt. Sie hört genau zu, was Jesus sagt, und antwortet: Ja, Jesus, gut, dann bin ich eben als Heidenfrau wie ein Hund, aber bedenke doch: Wenn die Kinder gefüttert werden, dann spielen die doch herum und es fällt etwas auf den Boden, und das ist doch für die Hunde da. Also, Jesus, da fällt doch auch für mich etwas ab.

Bitte, lieber Jesus, lass auch für mich, die Heidenfrau, etwas abfallen. Bitte, erbarme dich doch!

In diesem Augenblick beugt sich Jesus zu dieser Frau herab, hilft ihr auf und strahlt und sagt: Du hast einen ganz großen Glauben. Dein Glaube ist so groß, ich mache dich stark. Dir geschehe, wie du willst.

Und, so erzählt die Bibel weiter: Die Heidenfrau geht nach Hause, und als sie zuhause ankommt, ist ihre Tochter gesund.

Diese Geschichte handelt von einer Frau, die stark ist, weil sie glaubt. Und weil sie glaubt, dass Jesus helfen kann, setzt sie alles ein und lässt sich nicht abwimmeln. Dreimal weist Jesus sie ab. Aber sie bleibt hartnäckig und unbeirrt, weil sie ganz fest an Jesus glaubt. Jesus hilft ihr und macht sie stark.

Wir können uns alle von dem Glauben dieser Heidenfrau eine Scheibe anschneiden. Gott segne an uns diese Geschichte und was drinsteckt. AMEN!