Predigt 531 zum Ewigkeitssonntag

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Predigt vom 24.11.1985 - Pastor Schnabel - Ewigkeitssonntag - Mt.25, 1-13

Predigttext:

"Jesus sprach zu seinen Jüngern: "Dann wird das Himmelreich gleichen zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen hinaus, dem Bräutigam entgegen. Aber fünf von ihnen waren töricht, und fünf waren klug. Die törichten nahmen ihre Lampen, aber sie nahmen kein Öl mit. Die klugen aber nahmen Öl mit in ihren Gefäßen, samt ihren Lampen. Als nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht aber erhob sich lautes Rufen: Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen! Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen. Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; geht aber zum Kaufmann und kauf für euch selbst. Und als sie hingingen zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür wurde verschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf! Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch:

Ich kenne euch nicht. Darum wachet! Denn ihr wisst weder Tag noch Stunde."

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! AMEN!

Liebe Gemeinde!

Bei dem Taufsegen heißt es: "Nimm hin das brennende Licht und bewahre deine Taufe unsträflich und sei gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten."

Da ist es wieder, das Licht, die Lampe, die uns gegeben ist im Glauben, die wir nicht ausgehen lassen sollen. Haltet euch bereit, sagt Jesus. Er hat das Licht in uns angezündet, und seitdem sind wir wie die Brautjungfern, die IHM mit brennenden Lampen entgegengehen.

Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen, sagt Jesus. (Lk. 12, 31) Das ist das Ziel und die Richtung unseres Lebens. Und wir leben in dieser Erwartung, die wir im Vaterunser zum Ausdruck bringen: "Dein Reich komme, dein Wille geschehe." Und diese Sehnsucht nach einer neuen Gerechtigkeit, diese Sehnsucht nach dem Paradies, nach der heilen Welt, die ist uns von Gott so in’s Herz gegeben, dass sie tatsächlich nicht kaputt zu kriegen ist; in keinem Menschen, unter keinen Umständen, zu keiner Zeit.

Wir Christen sind unterwegs; Millionen von Christen über die ganze Welt verteilt, gehen mit uns in die gleiche Richtung. Das ist die weltweite Christenheit, von der unsere Gemeinde ein kleiner Teil ist. Zusammen in der Gemeinde halten wir die Lampe des Glaubens und der Hoffnung am Brennen.

Manchmal scheint dieser Weg lang zu sein. Auf einem Lebensweg kann man lange unterwegs sein, wie auf einer langen Wanderung. Und da gibt’s auch Zeiten im Leben, da möchte man nicht mehr weitergehen mit diesem Lämpchen in der Hand zum großen Ziel, sondern man möchte lieber Rast machen. Und bei dieser Rast kann es uns so gefallen, dass wir sagen: Lasst uns doch bleiben wo wir gerade sind. Und das ist der Vorgang, den Jesus im Gleichnis benennt, von den törichten Jungfrauen, die dann schläfrig werden und deren Lampen verlöschen.

Wenn du auf diese Weise schläfrig wirst, lebst du dann nur noch von Tag zu Tag. Dein Leben ist nur noch ein bisschen aufregend dadurch, dass du vielleicht ein paar Anschaffungen machst, ein bisschen Fernsehen. Da ist keine große Liebe mehr und keine große Hoffnung. Da ist manchmal noch nicht mal mehr Streit. Über Ungerechtigkeit hast du dich früher aufgeregt, bist eingetreten für andere, hast geholfen und die Freude und das Leid anderer Menschen geteilt. Aber jetzt, wo deine Lampe ausgebrannt ist, zuckst du vielleicht nur noch mit den Achseln und sagst: Was soll‘s? Ich will meine Ruhe haben! Früher, ja - aber jetzt? Ich mach es wie die anderen, ich kann doch nichts ändern.

Merkt ihr, wie da in einem Menschen die Lampe verlischt? Unsere Sprache ist sehr genau, die sagt: so ein Mensch ist ausgebrannt wie eine Lampe ohne Öl. Diese Lampe hat ihre Bestimmung aufgegeben, ohne Öl brennt sie nicht mehr. Eine Lampe, die nicht brennt, ist zu nichts mehr nutze.

So ausgebrannt können Menschen sein, wenn sie nicht mehr auf Gottes Reich hoffen, wenn sie nicht mehr glauben, sondern nur noch auf das Alltägliche schauen und sehen, wie sie über die Runden kommen.

Ich glaube allerdings, dass der Mensch, der alleine mit seinem Leben und mit Gott zurechtkommen will, viel eher ausgebrannt ist und auf halbem Wege stecken bleibt als einer, der die Gemeinde sucht.

Jesus hat uns zur Gemeinde berufen, er hat nie zu einzelnen gesprochen. Er hat gesagt: Ihr sollt eine Gemeinde sein. Zusammen sollen Christen unterwegs sein, die jetzt leben. Unmögliches sollen wir tun im Namen des Herrn. Das hat er uns verheißen. Alles, was uns unmöglich erscheint, was aber sein Reich erfordert, das soll uns gelingen. Gemeinsames Beten und Singen, Hoffen, Handeln und Feiern, Freud und Leid miteinander teilen, darum geht es. Tun wir das nicht mehr, dann geht unsere Lampe, die Lampe unseres Glaubens, aus. Ohne Gebet und Gottes Wort in der Gemeinde sind wir bald ausgebrannt.

Wir können ja gar nicht von uns aus gehorsam und gut und sauber sein und immer fest im Glauben - ich auch nicht.

Ich habe das selbst erlebt: Da ist einer in seiner Gemeinde, der hört und teilt und kommt zur versammelten Gemeinde am Sonntag. Aber plötzlich sagt er, weil’s ihm lästig wird oder nicht in den Tagesablauf passt: Ach, Christ sein kann ich auch alleine. Beten kann ich auch alleine. Und in der Natur kann man Gott auch nahe sein.

Theoretisch mag da auch etwas dran sein. Aber praktisch sind wir Menschen zu schwach, praktisch ist das immer der Anfang vom Ende. Ein Mensch, der so redet, der treibt immer weiter weg von der Gemeinde. Er bleibt zurück und tritt vielleicht eines Tages aus der Kirche aus und meint aber immer noch Christ zu sein - Christ sein könnte man auch so.

Dieser Alleingang aber ist gefährlich, denn die Lampe verlöscht und man merkt es gar nicht gleich, sondern man wundert sich nur, dass das Leben plötzlich fad und öde wird.

Lasst eure Lampen brennen, lasst Christus in der Gemeinde lebendig sein.

In der Gemeinde kann man natürlich auch müde werden. Und wir können uns in der Gemeinde auch auf die Nerven gehen. Aber das ist dann nicht lebensgefährlich. Solange du dich trotzdem zu deiner Gemeinde hältst und dich immer wieder Gottes Wort und Sakrament aussetzt, solange bist du nicht allein.

Lasst mich zum Schluss noch ein Gleichnis sagen.

Ich war einmal im Erzgebirge auf einer Skiwanderung von einem Dorf zum anderen. Zwischen den Dörfern lag ein Berg. Wir brachen verhältnismäßig spät auf. Es war ein Weg von etwa 18 Kilometer. Es war Anfang Dezember und wurde schneller dunkel, als wir erwartet hatten.

Der Schnee pappte. Auf dem Bergrücken begann es zu nieseln. Damals hatte man noch Holzskier, die musste man zwischendurch immer wachsen. Und wenn man nicht das richtige Wachs hatte, dann pappte der Schnee so, dass es sehr schwer war, voranzukommen. Dieser Weg war sehr anstrengend und wir machten zwischendurch eine Pause. Einer von uns ließ sich in den Schnee fallen vor Erschöpfung und sagte: Ich bleibe jetzt liegen, das ist so schön. Ich bleibe jetzt hier und schlafe erst mal. Wir haben ihn wachgerüttelt, weil wir wussten, wie gefährlich das war. Er wurde furchtbar böse. Aber wir schüttelten ihn und brachten ihn wieder auf die Skier. Er schimpfte und weinte: Nie wieder mach ich eine Tour mit euch! Und wir hielten ihn in Gang, obwohl wir selbst kaum noch weiterkonnten.

Spät am Abend kamen wir in die Jugendherberge. Wir waren erschöpft, aber wir waren gemeinsam an’s Ziel gelangt, und dort konnten wir ausschlafen und ausruhen - und wir waren da.

Der im Schnee Rast machen und schlafen wollte, der wäre mit Sicherheit erfroren. Wenn er alleine unterwegs gewesen wäre, würde er wahrscheinlich nicht mehr leben.

So ähnlich ist das mit der Gemeinde. Heute musst du vielleicht von uns wachgerüttelt werden, damit du unterwegs bleibst. Und vielleicht brauche ich euch morgen, dass ihr mich tröstet und wachrüttelt und sagt: Komm, steh auf, lass uns gemeinsam weitergehen, damit wir in der Hoffnung und im Glauben unterwegs bleiben Können.

Wachsam sollen wir sein und aufeinander Acht geben und gemeinsam das Ziel des Glaubens im Auge behalten, damit wir am Ende bei Gott ankommen. Wann immer dieser Tag, wann immer diese Stunde sein wird, wir wissen es nicht. Man kann auch darüber streiten, ob die Bibel meint, dass Christus am Weltende kommt, oder dass er am Ende unseres Lebens auf uns zukommt, uns abholt; wann immer es sein wird, soll der Herr uns wach antreffen. Und wenn unser Leib einmal kraftlos daliegen wird, und wenn uns die Sinne schwinden und es dunkel um uns wird, dann soll uns die brennende Lampe des Glaubens leuchten. Lasst uns beten! Herr Jesus Christus, erhalte uns im Licht deiner Wahrheit und erhalte uns in deiner Gemeinde. Lass doch dein Licht auslöschen nicht bei uns all hier auf Erden. AMEN!