Kinderpredigt vom 27.04.1986 - Pastor Schnabel
Bis zu den Großen Ferien wollen wir im Kindergottesdienst und in der Predigt für die Erwachsenen vom gleichen Bibeltext reden, und der steht heute im Epheserbrief des Apostel Paulus.
Da schreibt der Apostel, die Menschen sollen "anziehen…". Und nun denkt man, da sind Kleider gemeint, aber er nennt eine ganze Menge Verhaltensweisen. Er sagt: ihr sollt anziehen: Freundlichkeit und Güte, Barmherzigkeit und Demut.
Der Apostel sagt das so, um klar zu machen, dass dadurch Menschen schön werden.
Ihr habt euch heute morgen alle schön gemacht. Ihr habt euch gewaschen und gekämmt. Die Frauen haben Parfüm verwendet und die Männer Rasierwasser, oder vielleicht auch Parfüm. Wir haben Schmuck angelegt. Wir haben darauf geachtet, dass die Farben zueinander passen.
Aber die Bibel sagt, wir Menschen schmücken uns nicht nur mit Kleidung, sondern auch durch ein neues Verhalten.
Es macht einen Menschen schön, wenn er freundlich ist. Wenn ein Mensch Erbarmen hat mit anderen, das schmückt ihn. Sanftmut und Geduld machen einen Menschen schön.
Ihr habt vielleicht mal die Geschichte gehört von dem kleinen Jungen, der verloren gegangen ist. Das heißt, er: ist nicht verloren gegangen, sondern er fand plötzlich seine Mutter nicht wieder. Er stand auf dem Marktplatz und sagte: Ich suche meine Mutter! Die Menschen haben ihn umringt und gesagt: Wie sieht denn deine Mutter aus? Wir wollen dir helfen, sie zu finden! Der Junge sagte: meine Mutter ist die schönste Frau der Welt!
Die Leute, die es gut mit dem Kind meinen, ziehen durch’s ganze Land und suchen die schönsten Frauen, die sie sehen, und bringen sie zu dem Kind und fragen: ist das deine Mutter? Oder diese? Nein, sagt der Junge, meine Mutter ist doch die schönste Frau der Welt!
Man sieht die Frauen dann vor sich; schön geschmückt, mit einer wunderbar zarten Haut, jugendlich, das ganze Schönheitsideal in einer Person. Aber der Junge steht kopfschüttelnd davor und sagt: nein, das ist doch nicht meine Mutter, meine Mutter ist doch die schönste Frau der Welt! Und sie suchen und suchen, sie bringen eine schöne Frau nach der anderen. Aber es ist keine davon seine Mutter. Er ist schon ganz verzweifelt.
Eines Tages geht eine Frau über den Markt, die sieht gar nicht besonders schön aus, sie ist runzelig und hat Falten im Gesicht. Sie hat auch Feine besonders schönen Sachen an.
Da läuft das Kind auf sie zu und sagt: Mutter, Mutter, hab ich dich endlich gefunden!
Die Menschen, die nach der schönsten Frau gesucht haben, stehen dabei und sagen: Ja, das ist doch gar nicht die schönste Frau der Welt! Aber das Kind sagt: doch, es ist meine Mutter, sie ist die schönste Frau der Welt!
Sie ist für das Kind deshalb die schönste Frau der Welt, weil sie geschmückt ist mit einem bestimmten Verhalten, wie es der Apostel ausdrückt, mit: Sanftmut und Geduld, vor allem aber mit Liebe und mit Freundlichkeit. Das schmückt einen Menschen und macht ihn schön.
Jesus will, dass wir schöne Menschen werden. Wir sollen wohl auch schöne Sachen anziehen, aber der nachhaltige, der bleibende Schmuck eines Menschen ist seine Güte und sein Verhalten. Jesus will, dass wir durch ein gutes Verhalten, das von Herzen kommt, schöne Menschen werden. Mit diesem Bild hat der Apostel beschrieben, was die Menschen "anziehen" sollen.
Die Kinder gehen nachher runter und spielen das weiter, aber hier im Gottesdienst wollen wir darstellen, welches Bild der Apostel benützt hat. Dazu brauche ich ein Kind, das sich hier auf diesen Stuhl stellt. Welches Kind kommt mal und stellt sich auf den Stuhl hier? (Ein Kind kommt vor und stellt sich auf einen Stuhl.)
Der Apostel Paulus hat gesagt, ihr sollt Verhaltensweisen anziehen wie ein neues Kleid.
Da ist z.B. die Freundlichkeit, die sollt ihr anziehen.
Weiter sagt er, zieht die Sanftmut an, die schmückt euch auch.
Und dann sagt er, zieht die Geduld an, auch das kann einen Menschen schmücken.
Die Demut sollt ihr anziehen, das ist eine wichtige Tugend, gar nicht weichlich,
Und zieht an das Erbarmen.
Nun kommt etwas ganz Wichtiges: der Apostel sagt, um all diese Eigenschaften, die ihr tragen sollt wie ein Kleid, sollt ihr.das Band der Vollkommenheit schlingen, und das ist die Liebe.
Die Liebe stellen wir dar durch diesen roten Schal - das. Band der Vollkommenheit, das alle diese Tugenden umschlingt. Das ist die Liebe, wir wollen es so um den Hals legen, es soll die neuen Verhaltensweisen umschlingen.
(P. hat das Kind mit allerlei schönen Stoffen geschmückt.)
So, damit geht ihr dann runter und spielt das weiter. Behaltet das Bild im Sinn, dass man "Verhalten" anziehen kann wie ein Kleid, und das Band der Vollkommenheit ist die Liebe.
Frau [Name] liest uns jetzt die Epistel vor, und Ihr habt dieses Bild im Sinn, es prägt sich gut ein.