Kinderpredigt 553 zum 1. Mose 37 ff

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Kinderpredigt vom 22.06.1986 - Pastor Schnabel - 1. Mose 37 ff

Liebe Gemeinde!

Das Thema dessen, was wir heute aus der Bibel vorlesen und wovon die Predigt handelt, ist die Vergebung. Davon soll heute auch in der Kinderpredigt die Rede sein.

Ihr wisst: es gibt in der Bibel zwei Männer mit dem Namen Josef. Das eine ist der Mann von Maria - Maria und Josef, der andere Josef ist viel älter, er kommt im Alten Testament vor.

Dieser Josef hatte viele Vorzüge. Er konnte singen, er konnte wohl auch Flöte spielen.

Das werdet ihr nachher merken, wenn der Kindergottesdienst unten weitergeht.

Vor allem aber war Gott mit ihm. Und die Bibel sagt: Ihm gelang alles, was er anpackte.

Er konnte Träume deuten. Und er hatte selbst Träume.

Dieser Josef hatte elf Brüder. Das waren, wie man so sagt, "saubere Brüder". Damit meinte man; es waren miese Burschen. Diese Brüder konnten’s nicht ertragen, dass ihr Bruder Josef solche Vorzüge hatte; dass er vieles so gut und schön konnte.

Josef war meistens bei seinem Vater zu Hause, und die Brüder hüteten die Herde draußen in der Steppe, auf der Weide, wo sie manchmal tagelang unterwegs waren.

Manchmal schickte der Vater Josef raus und sagte: sieh mal nach deinen Brüdern! Das konnten die anderen Brüder nicht ertragen; sie hatten eine Wut auf Josef. Sie konnten nicht ertragen, dass er so viele Gaben hatte.

(Die Erwachsenen in der Gemeinde wissen sehr genau, dass das manchmal schwer zu ertragen ist, wenn jemand etwas gut kann, wenn jemandem etwas gelingt)

Es gibt ein Sprichwort, das sagt: Gegen die Vorzüge eines anderen Menschen gibt’s nur ein Mittel, und das ist die Liebe. Wenn man den, der etwas gut kann, nicht lieben kann, dann hegt man gegen ihn ständig Neid und Groll. Das ist schlimm.

So ging das auch den Brüdern des Josef. Weil diese Brüder ein finsteres Herz hatten, und ihren Bruder nicht lieben konnten, hatten sie Wut auf ihn, die wurde immer dichter und dunkler in ihrem Herzen. Und eines Tages, als sie ihn von weitem kommen sahen, sagten sie zueinander: Wisst ihr, was wir mit dem Josef machen? Wir bringen ihn um!

Da war noch ein großer Bruder dabei, das war der Ruben, der sagte: Leute, ich kann den zwar auch nicht leiden, aber umbringen? Sein Blut auf unser Gewissen? Er ist doch unser Bruder! Das lassen wir lieber sein! Stecken wir ihn doch einfach in einen tiefen Brunnen, da verhungert und verdurstet er. Und dann können wir sagen, wir haben ja nicht unmittelbar was mit seinem Tod zu tun.

Sie hatten dann noch eine böse Idee, sie sagten: Totmachen wollen wir ihn nicht, aber wir verkaufen ihn als Sklaven nach Ägypten.

Da kommt auch gerade eine Karawane vorbei, das sind Sklavenhändler, die sagen: gut, wir kaufen ihn! Sie gucken vorher seine Zähne an, gucken nach, ob er Kraft hat. Und dann sagen sie: gut, 20 Silberstücke wollen wir für diesen Josef geben.

Und Josef sagt immer: "Ich bin doch euer Bruder, ihr könnt mich doch nicht als Sklaven verkaufen!" "Halt’s Maul!" sagen sie.

So kommt der Josef nach Ägypten. Und die Brüder, böse und mit allen Wassern gewaschen, ziehen vorher dem Josef das Kleid aus, tauchen es in das Blut eines Böckleins, lassen das ganz trocknen, nehmen es unter den Arm und gehen nach Hause. Und als der Vater fragt: wo ist denn nun mein Sohn Josef? Da lügen sie und sagen: wir haben keine Ahnung, aber guck dir das mal an, kennst du das vielleicht wieder? Da bricht es dem Vater das Herz, er sagt: das ist ja der Umhang von meinem Josef! Um Himmels willen, wilde Tiere müssen ihn zerrissen haben!

Der Vater von Josef war furchtbar traurig. Und die Brüder, die trieben ihr Spiel mit seiner Trauer und dachten: das merkt keiner, das haben wir ganz raffiniert gemacht.

Aber etwa 20 Jahre später kommt eine Hungersnot ins Land. Und sie müssen selbst nach Ägypten ziehen, weil sie gehört haben, da ist der einzige Ort, wo es noch was zu essen gibt.

Und dann ziehen sie nach Ägypten mit leeren Taschen, mit leeren Säcken. Ein bisschen Geld haben sie dabei, etwas Gold zum Tauschen.

Und dann kommen sie nach Ägypten rein, in die große Stadt. Da steht der Stellvertreter des Pharao in einem goldenen Gewand. Er hat einen großen schwarzen Bart. Sie verneigen sich vor ihm und sagen: Wir haben nichts mehr zu essen, verkaufe uns etwas zu essen!

Und wisst ihr, wer das war, der Mann mit dem goldenen Kleid und dem schwarzen Bart? Das war ihr Bruder Josef, den sie als Sklaven verkauft hatten. Mit dem hatte nämlich Gott etwas Großes vor.

Die Brüder haben gedacht: der ist längst vor die Hunde gegangen in Ägypten. Aber mit diesem Josef war Gott. Mit Gottes Segen ist er der Stellvertreter des Pharao geworden. Er hat die Träume des Pharao gedeutet, er hat Vorräte angelegt.

Und nun plötzlich stehen diese sauberen Brüder vor ihm, den sie als Sklaven verkauft haben; und sie erkennen ihn nicht. Aber er erkennt sie.

(Ich will die Geschichte abkürzen, wir werden sie noch ausführlich hören)

Josef sagt: Holt euren Vater! Und sie sind erstaunt, dass der überhaupt weiß, dass sie noch einen Vater haben.

Der Vater reist an und Josef sagt: Lieber Vater, ich bin dein Sohn!

Und der alte Vater, mit einem zahnlosen Mund und schon sehr klapprig, sieht seinen Sohn, von dem er dachte, der wäre längst gestorben und von den wilden Tieren zerrissen, er fällt ihm um den Hals und freut sich.

Und Josef sorgt liebevoll für den alten Vater. Er sorgt auch liebevoll für die Geschwister.

Eines Tages stirbt der alte Vater. Da bekommen es die bösen Brüder mit der Angst zu tun, sie denken: bis jetzt hat uns das Dasein des Vaters geschützt. Aber jetzt ist der Vater tot, und jetzt wird Josef Rache an uns nehmen. Er braucht ja nur mit dem Finger zu schnippen, und dann wird die ägyptische Polizei uns ins Gefängnis werfen. Er wird sich an uns rächen.

Aber es kommt ganz anders. Josef sagt: ich bin nicht der Richter, Gott ist Richter. Ich stehe nicht an Gottes Statt. Jeder Mensch wird von Gott gerichtet. Wir sollen nicht richten.

Josef weint Tränen der Freude und vergibt den Brüdern.

Und das hört ihr jetzt gleich in der Epistellesung - im 1. Buch Mose. Und wenn dann beim Predigtlied die Helfer mit den Kindern nach unten gehen, wird die Geschichte dann noch einmal gespielt.