Predigt 560

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Predigt vom 19.10.1986 - Pastor Schnabel - Eph. 6, 10-17

Liebe Gemeinde! Den Predigttext haben wir schon einmal gehört, und ich habe versucht, ihn in der Kinderpredigt zu illustrieren. Bei der geistlichen Waffenrüstung der Christen können die Mächtigen dieser Welt eigentlich nur lachen.

Aber Paulus schreibt ausdrücklich: Wir haben’s nicht mit Fleisch und Blut zu tun. Er meint nämlich mit den Mächtigen, die mächtigen Gewalten, die finsteren Mächte. Und er hat das sehr richtig erkannt, es sind gar nicht die sachlichen, materiellen Erscheinungen in unserer Welt, sondern es ist der Geist, der dahintersteht und der Realität wird.

Und so ist es gar nicht das, was unser erster Eindruck wahrnimmt: hier der Geist und dort die Materie. Sondern es stehen in dieser Welt Geist gegen Geist.

Die geistliche Waffenrüstung der Christen ist: die Wahrheit, wie ein Gürtel; die Gerechtigkeit, wie ein Panzer; der Glaube, wie ein großer Schild, der die feurigen Pfeile des Bösen abwehren kann; das Heil, wie ein Helm der unsere Sinne bewahrt, und der Geist, das Wort Gottes, wie ein Schwert.

Die Mächte der Welt mögen darüber lachen. Aber es wird ihnen das Lachen vergehen.

Die geistliche Waffenrüstung liegt da, aber nur wenige Menschen haben sie bisher angezogen. Und wir selbst haben auch noch zu wenig Glauben, um diese Waffen ernst zu nehmen, weil die Mächte der Welt - hier in der Bibel kurz "Teufel" genannt - weil diese Mächte der Welt uns viel stärker, viel realer erscheinen.

Aber es steht in der Bibel: Das Böse in der Welt wird mit dem Schwert des Geistes bekämpft, mit nichts anderem.

Und nur hinter dem Schild des Glaubens werden wir bestehen. Gott will uns zu Werkzeugen seines Friedens machen.

Und darum kommt es auf Wahrheit und Gerechtigkeit allein an. Wenn wir auf Christus schauen erkennen wir: er hatte keine anderen Waffen, als die Waffen des Geistes und der Liebe.

Christus, der Heiland der Welt, wird gekreuzigt. Und Gott erweckt ihn auf von den Toten. In der Auferweckung hat sich die gleiche Kraft als mächtig erwiesen, mit der Christus Kranke geheilt hat. Das sind ganz einfache, ergreifende Geschichten, die die Bibel erzählt. Da hat Jesus seine Hände aufgelegt und den Menschen die Sünde vergeben, und sie wurden heil durch die Kraft seines Geistes.

Diese Menschen, die da gekränkt waren, die hat etwas anderes gekränkt als Bakterien. Und Penicillin hätte ihnen vermutlich auf Dauer nicht geholfen. Vielleicht sind einige unserer Kranken in der Gemeinde Menschen, die viel sensibler sind und den bösen Geist der Zeit an ihrem Leib viel eher wahrnehmen als die, die vermeintlich gesund sind.

Der Geist Christi hat Menschen geheilt.

Und er tut das bis auf den heutigen Tag. Ich kenne Menschen, die können bezeugen, dass der Geist Christi heilte, was Tabletten nicht konnten. Und ich bin überzeugt, dass wir noch nicht ein Drittel von dem erfahren haben, was Christus eigentlich an guter Macht in dieser Welt bedeutet.

Wir tun immer so, als sei der Christus in die Welt gekommen, die Heilsgeschichte sei abgeschlossen und wir hätten das alles verstanden. So ist das gar nicht. Ich glaube, dass wir da erst am Anfang stehen, dass unser Glaube noch klein ist und dass wir der Macht des Geistes noch gar nicht richtig getraut haben. Nur in einzelnen Menschen ist das mal aufgeleuchtet. Aber unser Glaube ist noch klein. Und wir können noch gar nicht richtig fassen, dass die Liebe wirklich stärker ist, als jede finstere Macht der Welt.

Wir sprechen ja in unserer Sprache von Sachzwängen. Wir sprechen - von Sachzwängen und sagen: "Da kann man eben nichts dran ändern." Obwohl wir durchaus ahnen, dass der böse Geist uns in unseren Größenwahn verstrickt hat. Und dass uns nur der gute Geist Gottes daraus retten kann, dass es einschneidender Maßnahmen bedarf.

Das, was die Bibel Buße nennt; Umkehr aus diesem Schlamassel in die Klarheit des Geistes - wir nenne das Sachzwänge, haben damit die Sache aber gar nicht erhellt. Oder wir sprechen von Syndromen. Du gehst zum Arzt, hast eine Krankheit, von der man nicht weiß, was es ist. Wir geben dem einen Namen, wir nennen das Syndrom, weil wir einfach nicht wissen, was es ist. Oder wir nennen es Neurose, oder Depression, oder Aggression, oder Rüstungsspirale, oder Umweltkrise. Alles Wörter und Bezeichnungen für Sachen mit denen wir nicht zurechtkommen. Wo wir merken: das kommt auf uns zu, das macht uns kaputt. Und wo wir das Gefühl haben; dagegen ist kein Kraut gewachsen. Die Bibel sagt: Nur der Geist Christi, seine Wahrheit, seine Gerechtigkeit, seine Liebe ist die einzige Macht, die dagegen an kann. Damit sollen wir uns rüsten, und damit kommt Heil in die Welt und in unser Leben.

Die geistliche Waffenrüstung liegt da. Wer zieht sie sich an? Das Schwierige dabei ist, dass wir alles andere sein lassen müssen. Dann erst erweist sich die Kraft Christi an uns und durch uns.

Menschen, die am Abgrund waren, die nichts anderes hatten, was sie halten konnte, die haben diese Kraft des Geistet erfahren. Männer in Gefangenschaft, Frauen auf der Flucht - das betrifft die Alten. Auch junge Menschen, die in Grenzsituationen wussten; jetzt rettet mich nichts anderes, die bezeugen die Rettung und die Kraft des Geistes, der ihnen den Mut und die Energie zum Weiterleben gab.

Wir leben am Abgrund. Aber dieses Dasein am Abgrund ist zugleich unsere Chance. Wir leben nämlich in einer Zeit, wo inzwischen jeder, der halbwegs denken kann, erkennen muss, dass man Raketen nicht mit Raketen bekämpfen kann, sondern dass hinter Raketen ein Geist steckt. Und dass man diesen alten, bösen Geist nur mit dem neuen Geist bekämpfen kann. Dass man nicht noch mehr Produktion und noch mehr Wohlstand bei uns hervorbringen kann, weil damit das Heil nicht zustande kommt. Dass nämlich hinter dieser Überproduktion, hinter diesem Immermehr, ja mehr steckt als Materie. Sondern da ist ein Geist dahinter, der uns verführen will. Wir haben auch erkannt, dass noch mehr Medizin uns nicht gesünder macht. Und dass mit noch mehr Mobilität und Kommunikation keine Gemeinschaft entsteht. Die alten Mittel, von denen wir uns mal die Erlösung, das Glück und die Rettung erhofft haben, die stecken noch tief in unserem Denken, im Materialismus. Wenn man nur Güter im Überfluss hat; dann wollte ich wohl glücklich sein. Das Bild vom Schlaraffenland; es hilft uns nicht!

Und jeder, der halbwegs denken kann, muss erkennen, dass der Materialismus ein alter Hut ist. Und dass diese Versuche, menschliches Heil zu bringen, versagt haben.

Da bleibt uns das, was uns Christus in die Welt brachte, wo wir das erst einmal den Sinn dieses Geistes erkennen; seine Wahrheit, seine Gerechtigkeit, den Glauben an ihn, seine Liebe, Vertrauen auf die Kraft seines guten Geistes.

Es haben sich in den paar Jahren nach Christus - und wenn man die Weltgeschichte bedenkt, sind es nur ein paar Jahre, diese zweitausend Jahre - da haben sich erst wenige auf seinen Geist ganz verlassen. Und die geistlichen Waffen sind im Grunde noch wie neu, sie sind noch zu wenig benützt.

Man müsste den Absprung wagen, und nur den Waffen des Geistes und der Liebe vertrauen.

Keiner kann das allein, es muss eine Gemeinde da sein, die das gemeinsam tut. Was dann geschieht, das würde unsere jetzigen Vorstellungen sprengen, so wie der Auferstandene das Grab gesprengt hat.

Was uns zunächst bleibt, uns Kleingläubigen, ist; immer daran festzuhalten, dass Christus angefangen hat mit uns, dass seine Liebe und sein Geist sich als mächtig genug erwiesen haben, dass wir immerhin heute und hier sein Wort hören‚ und unsere Kinder zu Christus bringen.

Aber zugleich stecken wir auch noch, dem alten Geist verhaftet, in den alten Ängsten. Noch immer schielen wir auf die bösen Geister, die über uns nur deshalb Macht haben, weil wir ihnen Glauben schenken.

Und darum hören wir nicht auf zu beten: Herr Jesus Christus, komm und überwältige unseren Kleinglauben und erbarme dich unser. AMEN!