Predigt 566 zum 3. Advent

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Predigt vom 14.12.1986 - Pastor Schnabel - 3. Advent - Luk. 3, 1 - 14

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen! AMEN!

Liebe Gemeinde!

Johannes predigt in der Wüste, in der Einöde vor den Toren der Stadt Jerusalem. Er ist ein Mann, bekleidet mit einem härenem Gewand, der sich von Heuschrecken und wildem Honig nährt. Das hat seine Bedeutung; er steht in niemandes Diensten und er ist unabhängig. Propheten müssen immer unabhängig sein, weil sie die Wahrheit nicht sagen können, wenn sie erpressbar sind. Und es ist dann auch ein starker Tobak, den Johannes predigt:

"Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: (Lk.3, 1-14)

Bereitet dem Herrn seinen Weg und macht seine Steige eben! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen.

Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangengebrut, wer hat euch denn gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? Sehet zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und in’s Feuer geworfen.

Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun? Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der tue ebenso. Es kamen aber auch die Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen wir tun? Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! Da fragten ihn auch die Soldaten, und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemand Gewalt oder Unrecht, und lasst euch genügen an eurem Sold!"

Gott segne an uns dieses Wort!

Viele Menschen in Israel haben Johannes damals zugehört: "Bereitet dem Herrn seinen Weg …" Aber sie haben gedacht; wir sind doch schon fromm! Gott hat uns auserwählt; die ganze Heilige Schrift redet doch davon, dass Gott uns auserwählt hat. Wir sind fromm, unsere Vorfahren waren fromm. Seit Abraham, Isaak und Jakob. Das Evangelium annehmen und einlassen in unser Herz, das können die Missionare mit den Schwarzen in Afrika machen, aber doch nicht mit uns. Wir sind Christen; wir leben im christlichen Abendland.

So ähnlich wird auch Israel geredet haben. Israel lebte in dem gleichen Irrtum, zu dem wir Christen auch neigen, wenn wir meinen; Glaube sei erblich. Glaube ist nicht erblich. Er kann wohl durch die christlich geprägte Kultur gestützt werden, und gepredigt werden, aber er ist nicht erblich.

Das höre ich manchmal, dass jemand sagt: "Mein Großvater war Pastor." Oder: "Mein Onkel ist Küster." Oder: "Meine Schwester ist im Kirchenvorstand." Gut so, sage ich, aber du? "Mein Vater hat immer gebetet. Meine Oma hat in schweren Zeiten geglaubt, und deshalb konnte sie uns wohl auch auf der Flucht trösten." Gut So, aber wie ist das mit dir? Der Glaube ist nicht erblich. Um zum Glauben zu kommen, dazu gehören natürlich Menschen, an denen du etwas erkennst, die dir etwas sagen können, an denen du die Kraft des Geistes beobachten kannst. Aber glauben musst du selbst! Dem Licht der Wahrheit musst du dein Leben selbst aussetzen! Und vor Christus musst du selbst niederknien! Das kann keiner für dich tun!

Man kann sich ein Auto reparieren lassen, sich einen Pullover stricken lassen, sich ein Haus bauen lassen; aber man kann nicht glauben lassen.

Selber glauben macht selig, oder es hilft nicht.

Man kann nicht hoffen lassen, sondern man muss selber hoffen. Nur dann kommt das Leben an’s Ziel. Aber glauben und hoffen; woran und auf wen und wie macht man das? Johannes spricht hier vom Gericht. Das heißt; er sagt, ihr sollt nicht irgendwas hoffen oder irgendwas glauben, sondern ihr sollt dem lebendigen Gott ganz vertrauen, dem Schöpfer Himmels und der Erden, der Jesus Christus zu uns in die Welt geschickt hat.

Die Bibel redet vom Gericht in Bildern, die unserem Weltbild vielleicht nicht mehr ganz entsprechen. Aber alle diese Bilder vom Gericht, von Himmel und von Hölle, die haben eine wichtige Absicht, und die ist ernst zu nehmen, die gilt. Diese Geschichten weisen uns darauf hin; es ist nicht egal, wie du lebst! Es gibt eine bestimmte Art zu leben, ein bestimmtes Ziel; daran wird dein Leben gemessen! Du wirst am Ende deines Lebens einmal gefragt werden, was du mit deinem Leben und mit deinen Begabungen getan hast, und es wird nicht gleichgültig sein, was du dann antworten kannst.

Damals sind einige, die dem Johannes zugehört haben, ergriffen worden, denen hat das eingeleuchtet, aber sie waren hilflos. Sie fragten; was sollen wir tun? Und Johannes antwortete konkret. Er sagte: Ihr sollt teilen! Ich beobachte manchmal eine merkwürdige Argumentation bei Menschen, die sagen: "Ich kann doch nicht alles weggeben, dann werde ich doch selber arm. Aber das sagt die Bibel gar nicht. Das hieße; der Bibel das Wort im Munde herumdrehen. Die Bibel redet vom Teilen, und nicht vom Aufopfern. Ihr sollt teilen; vom Überfluss abgeben. Ihr sollt treu sein, und ehrlich, und fair in der Arbeit und nicht mogeln, und nicht betrügen; anständig sein. Das ist nichts Übermenschliches, darum kann sich jeder bemühen.

Aber ist das schon das Heil? Nein, sagt Johannes, das ist noch nicht das Heil. Das Heil ist größer als eine gute Moral. Das Heil, die Gnade, die Liebe Gottes, das ewige Leben, das bringt Christus, wenn er mit seinem Geist in eure Herzen kommt. Wenn ihr eine Gemeinde werdet, wenn ihr ein Abbild Christi werdet, zusammengesetzt aus Vielen.

Wozu dann das Teilen? Und wozu dann die Anständigkeit? Das Teilen und die Anständigkeit, sagt Johannes, ist die Vorbereitung, ist das Wegbereiten.

Was können wir also von uns aus tun?

Wir können den Weg bereiten! Wir können Hindernisse und Sperren wegräumen! Unsere Herzen öffnen, die Bahn fegen und warten, dass Er kommt.

Ihr Lieben, Schwestern und Brüder, viele von uns überfordern sich und verlangen von sich selbst die Kraft zum Glauben. Und mancher, der sich ernstlich angestrengt hat, hat vielleicht gemerkt; ich packe es einfach nicht!

Aber hört doch auch in diesen Worten, die zunächst so zornig scheinen, hört doch das süße Klingen der Frohen Botschaft heraus.

Hier heißt es nämlich auch: Ihr müsst es nicht selbst leisten. Ihr könnt es auch nicht, denn es übersteigt eure Kraft; Gott muss es an euch tun!

Was Johannes, als der Herold Jesu Christi, sagt, heißt: Ihr sollt dem Herrn den Weg bereiten und warten.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit und wartet.

"Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust, all Angst und Not Zu stillen, die ihm an euch bewusst."

Wir hoffen ja gerade auf das, was nicht in unserer Macht steht. Denn was wir mit unserer Macht ausrichten können, das ist uns inzwischen selbst unheimlich geworden. Wir wissen nicht weiter, aber wir wissen; uns kann nur noch etwas helfen, was nicht in unserer Macht steht.

Über das, was nicht in unserer Macht steht, können wir nicht verfügen, darauf müssen wir warten wie auf einen Einfall, wie auf ein Geschenk. Glauben und Lieben, das ist eine ähnliche Dimension. Du kannst beschließen, morgen nachmittag in die Stadt zu gehen, um eine Ananas zu kaufen. Das kannst du mit hoher Wahrscheinlichkeit auch durchführen. Du kannst aber nicht beschließen; ich gehe morgen nachmittag in die Stadt und werde mich verlieben. Das kannst du nicht. Weil man das nicht an- und abstellen kann. Das ist etwas, was wie ein Einfall über dich kommt, wie ein Geschenk.

So ist das auch mit dem Glauben.

Du kannst dich aber dort aufhalten, wo die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass das Geschenk dir zuteil wird. Und ein Mensch, der wartet, der lebt in Erwartung, und der hält die Augen offen, der streckt die Hände aus.

Eine Gemeinde in Erwartung, die hat einen gemeinsamen Nenner. Eine Gemeinde in Erwartung, da ist keiner Herr und keiner Knecht, sondern da sind Schwestern und Brüder, die warten. Und die halten sich gegenseitig wach, weil sie in Erwartung bleiben wollen, und weil sie es nicht verpassen wollen.

Johannes sagt, was wir von unserer Seite aus tun können: Niemandem Gewalt noch Unrecht tun und warten soll die Gemeinde Jesu Christi.

Die gute Tat ist noch nicht das Heil, aber sie ist wie eine freigeräumte, gut gefegte Straße.

In Erwartung leben, das ist so, wie das Licht am Eingang eines Hauses in dunkler Straße.

Da ist ein Zeichen gesetzt; hier wartet jemand.

Es ist schön, wenn man jetzt abends durch die Straßen geht, und in vielen Fenstern stehen Lämpchen und Kerzen. Das war mal ein Zeichen dafür; hier brennt ein Licht, hier warten welche auf das Heil.

Das kann der Herr nicht verfehlen, denn der Herr sieht, wenn jemand die Lichter brennen lässt und wartet.

Warten ist eine große Tat. Für uns ist das schwer. Es ist eine große Tat, an bestimmten Punkten einfach zu warten, dass Dinge sich ereignen, die nicht in unserer Macht stehen.

Er kommt in dein Leben, und Er wird auch uns zu einer Gemeinde zusammenfügen und uns stark machen durch seinen Geist.

Und darum beten wir mit der Gemeinde über Jahrtausende hinweg; "Marana Tha!"- "Herr, komm und segne uns!" AMEN!

Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christo Jesu! AMEN!