Kinderpredigt vom 24.05.1987 - Pastor Schnabel - Luk. 11, 5-13
Liebe Kinder! Jesus hat einmal gesagt: "Bittet, so wird euch gegeben. Suchet, so werdet ihr finden. Klopft an, so wird euch aufgetan." Und das heißt: wenn ihr Gott bittet, dann wird er euch geben. Und wenn ihr ihn sucht, dann lässt er sich finden. Und wenn ihr bei ihm anklopft, dann macht er euch auf.
Wenn du also von Gott etwas willst, musst du ihn bitten. Wenn du Gott finden willst, musst du ihn suchen. Das heißt umgekehrt: Wer nicht bittet, der kriegt nichts. Und wer nicht sucht, findet nichts.
Wisst ihr denn, wie man Gott bittet? Wie sehen denn Menschen aus, was haben die denn für eine Haltung, die Gott bitten? Bitten und beten ist das Gleiche. Das Beten kommt vom Bitten. Welche Körperhaltung nehmen denn die Menschen ein, wenn sie beten? Na - beten die so?
Wie beten denn die Menschen? So! Richtig! Ja, steh mal auf und zeige es uns. Seht mal, so betet man, die Hände so zusammen. Manche beten auch so, die knien auch, so, guckt mal, so, oder so. Das ist was ganz besonderes, das stammt nämlich von unseren Vorfahren, den Germanen. Die Christen in Griechenland und in Rom, die haben auch so gebetet. Aber die germanischen Christen, zu denen wir gehören, die beten meistens so oder so. Und das hat folgende Bewandtnis: Die Germanen, die einem Herrn dienten oder einem König, die machten ein Zeichen mit den Händen, zu zeigen; ich diene dir. Ja, wenn du die Hände so hin hältst, das ist wie, das man jemanden binden kann und abführen, ja? Dass man jemanden fesseln kann. Und zum Zeichen, dass wir diesem Herrn dienen wollen, strecken wir die Hände aus zum Zeichen: binde mich, ich will dir dienen und ich will dir gehören! Daher kommt das.
Das ist ein Zeichen dafür; ich will mich binden lassen von dir, Gott, ich will dir folgen. Das ist ein Zeichen der Demut.
Jesus sagt: Ihr sollt Gott bitten und danken und zu ihm beten.
Bitten tut man, wenn einem etwas fehlt. Und danken tut man, wenn man etwas bekommen hat, und dann lobt man auch Gott.
Gestern bin ich mit dem Fahrrad nach Melbeck gefahren, das war so schön im Ilmenautal, Die Vögel sangen, die Lerchen standen hoch in der Luft. Es war lauter Lust, wohin das Auge schaute. Da habe ich - sozusagen - gebetet und habe gesagt: "Mein Gott, wie ist das schön!"
Gott suchen und nach Gott fragen, das tut jeder Mensch, wenn er fragt: "Was hat denn das Leben eigentlich für einen Sinn, was hält es zusammen?" Und ich habe als Kind schon immer überlegt; die Tatsache, dass es ein Wort gibt, das Wort GOTT, vier Buchstaben; G 0 T T. Die Tatsache, dass es ein Wort gibt, dann muss da auch etwas sein. In jeder Sprache der Welt gibt es ein Wort für Gott. Wenn es in allen Menschensprachen ein Wort dafür gibt, dann muss auch etwas sein!
Und ich habe gefunden; Gott ist eine Erfahrung.
Man kann Menschen treffen, die mit Gott etwas erfahren haben, und die können davon erzählen. Unsere ganze Bibel ist voll mit Geschichten, wo Menschen erzählen, was sie mit Gott erfahren haben.
Aber die Geschichte, die heute die Großen auch in der Predigt hören, geht ja weiter. Jesus sagt nämlich: Ihr sollt beten! Und da haben vielleicht einige gesagt: Ach weißt du, Jesus, wer weiß, ob das immer so eintritt, wenn man betet. Manchmal kriegt man auch was anderes. Da hat Jesus gesagt: Stellt euch mal vor, ihr bittet euren Vater um etwas zu essen, z.B. um einen Fisch. Der würde euch doch auch nicht anstatt des Fisches, den man essen kann, eine giftige Schlange geben, die man nicht essen kann. In Palästina gab es Fische und Schlangen und Skorpione, die kannte jeder. Damit meint Jesus: Wenn ihr euren irdischen Vater bittet: gib mir doch bitte was zu essen! Dann gibt er euch doch nicht etwas Ungenießbares. Jesus gibt noch ein Beispiel, er sagt: Wo ist auf Erden ein Vater, wo sein Kind hinkommt und bittet: gib mir doch bitte ein Ei, und der ihm dann einen giftigen Skorpion geben würde? Das gibt es doch nicht, so böse sind doch irdische Väter nicht. Und nun sagt Jesus; wenn nun eure Eltern auf Erden so gut zu euch sind, wie viel mehr Gutes wird euch euer himmlischer Vater geben. Ihr müsst ihn nur bitten, ihr müsst immer wieder anklopfen. Und ihr müsst ihn anrufen, und dann wird er sich von euch finden lassen.
Er wird vielleicht euch nicht immer das geben, was ihr euch wünscht, aber er wird euch Gutes geben.
Eure Eltern geben euch ja auch nicht immer alles, was ihr euch wünscht. Wenn ihr euch den Magen verdorben habt, dann werden die Eltern euch, auch wenn ihr sie bittet, keine Süßigkeiten geben oder kaltes Eis. Sondern sie werden sagen: Wenn du Hunger hast, bekommst du etwas, aber etwas, was gut für dich ist.
Und so ist das mit uns Menschen auch. Wir wünschen uns manchmal ganz heftig bestimmte Sachen. Und vielleicht zehn Jahre später sagt man: Um Himmels willen, Gott sei Dank ist dir das nicht gewährt worden, was du dir gewünscht hast, das wäre ja schrecklich gewesen. Man überschaut es nicht immer.
Der Sonntag heute heißt Rogate. Das ist ein lateinisches Wort und heißt: Bitte, bete!
Heute ist das in dieser Form der letzte Kindergottesdienst vor den großen Ferien. Aber ihr könnt natürlich auch in den großen Gottesdienst kommen. Aber weil es heute der letzte vor den Ferien ist, gibt es heute eine Überraschung. Aber mehr verrate ich nicht. Bei der Überraschung wird es darauf ankommen, ob ihr das tun wollt, was Jesus sagt.
Und jetzt erinnert euch nochmal ganz genau: Das müsst ihr euch jetzt merken, sonst wird das mit der Überraschung nichts:
"Bittet, so wird euch gegeben. Suchet, so werdet ihr finden. Klopft an, so wird euch aufgetan".
Also, passt nochmal auf: "Bittet - so wird euch gegeben. Suchet - so werdet ihr finden. Klopft an - so wird euch aufgetan".
Merkt’s euch gut, das braucht ihr nachher gleich, und auch sonst im Leben!