Kinderpredigt vom 18.10.1987 - Pastor Schnabel - Mk. 10, 17 - 27
Ja, ihr Lieben, es ist ein Glück, so viele Kinder zu haben.
Hört die Geschichte von Jesus.
Es war einmal ein reicher junger Mann, der hatte viel geerbt, Häuser und Grundstücke und viel Geld. Denn wenn man so jung ist, kann man durch seiner eigenen Hände Arbeit ja noch nicht reich sein.
Er kam zu Jesus und sagte: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Da hat Jesus gesagt: Du sollst die Gebote halten! Die Gebote kannte der reiche Jüngling. Jesus sagte: Halte das sechste. Das sechste kann man sich leicht merken, das hat mit Sex zu tun; du sollst nicht ehebrechen; das sechste. Und das siebente; du sollst nicht stehlen! Die Sieben, die sieht aus, wie so ein Mausehaken, damit kann man etwas wegnehmen. Das kann man sich gut merken, das siebente Gebot; du sollst nicht stehlen! Und nun das achte Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden! Eine Acht, die hat zwei Kreise. Wenn Menschen falsch Zeugnis reden, dann trennen sie sich voneinander, dann leben sie in getrennten Bereichen. Das kann man sich mit einer Acht gut merken. Und dann das vierte: Du sollst Vater und Mutter ehren. Willst du diese Gebote halten? Hat Jesus zu dem Jüngling gesagt. Ja, hat er gesagt, die halte ich, das ist alles in Ordnung bei mir. Gut, sagt Jesus, dann bekommst du eine letzte Aufgabe: Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen; und dann komm und folge mir nach.
Das ärgerte den reichen Jüngling und er ging weg. Denn er wollte seinen Reichtum nicht hergeben, er wollte ihn lieber behalten. Beinahe wäre der reiche Jüngling mit Jesus mitgegangen, beinahe wäre er glücklich geworden und hätte den Weg zu Gott gefunden. Aber sein großer Reichtum hielt ihn zurück, den wollte er nicht loslassen. Und so lernen wir, dass der große Reichtum wie eine Mauer werden kann; eine Mauer, die uns trennt. Darum warnt Jesus immer vor dem großen Reichtum. Weil der große Reichtum Menschen einsam macht, kaputt und unglücklich.
Ich will euch heute eine Geschichte erzählen, die das ganz deutlich macht. Sie ist von dem alten französischen Dichter de Lafontaine:
Er erzählt von einem armen Schuhmacher, der vier Kinder hat und mit seiner Familie in einem kleinen Häuschen wohnt. Es hat nach vorne zwei Fensterläden, da ist seine Werkstatt. Und wenn das Wetter so schön ist wie heute, macht er die Fensterläden auf und repariert die Schuhe; näht die Sohlen an und hämmert und klebt.Und lebt da mit seiner Familie von seiner Hände Arbeit.
Dieser Schuhmacher war arm, aber nicht elend. Zwischen Armut und Elend besteht ein Unterschied. Arm heißt; du hast dein Auskommen, aber du hast nichts über. Elend ist schlimm, Armut ist nicht schlimm, aber Elend ist schlimm, weil man dann nicht genug hat.
Also der Schuhmacher, der hatte zu essen, zu trinken, anzuziehen für seine Familie. Er hatte eine warme Stube und hatte ein Dach über dem Kopf, aber es blieb auch nichts über. Tagsüber reparierte er also die Schuhe, hatte die Fensterläden offen stehen. Und da kamen dann tagsüber die Kinder, und die erzählten ihm etwas, und er erzählte ihnen etwas. Und manchmal sangen sie auch ein Lied zusammen. Das freute diesen Schuhmacher und auch die Kinder. Nur einen freute es nicht, das war sein Nachbar. Der Nachbar war nämlich sehr reich, und er blieb nachts lange auf, weil er nachts besonders viel Angst um sein Geld hatte. Und weil er aufblieb, zählte er sein Geld und bewachte es. Und am Tag schlief er. Beim Schlafen störte ihn der Gesang der Kinder und des Schusters. Und immer wieder bat der reiche Mann den armen Schuster: Hör doch mal auf zu singen, ich will doch schlafen, ich habe die ganze Nacht gewacht. Und lache nicht so viel mit den Kindern, davon wache ich immer auf. Der Schuster sagte: Ich kann nicht anders, es ist manchmal so lustig, und dann lachen wir und singen eben. Und so dachte der reiche Nachbar einen Tag lang darüber nach, wie er den Schuster am Singen und Lachen hindern könnte. Und dann hatte er eine böse Idee, die eigentlich ganz gut klingt auf den ersten Blick. Er dachte sich; wenn ich dem armen Schuster auch einen Sack voll Geld gebe, dann hört er auf zu singen. Gesagt, getan, er schenkt ihm einen Beutel mit Goldstücken. Der Schuhmacher nimmt das Geschenk an, bedankt sich. Aber nun hat er plötzlich das Geld, und jetzt fängt er an zu überlegen: Wo verstecke ich das Geld? Wenn ich’s im Haus habe, könnten die Diebe kommen. Vielleicht tu ich’s in den Hühnerstall; im Hǘhnerstall vermutet es keiner. Also gräbt er im Hühnerstall ein kleines Loch, tut das Geld da rein, macht den Hühnermist wieder oben drüber und denkt: da findet’s sicher keiner. Er macht sich morgens an die Arbeil, die Kinder kommen, die wollen mit ihm singen. Aber er kann jetzt nicht mit ihnen singen, denn er muss dauernd überlegen; halt, wo hab ich das Geld hingelegt? Hinten in der rechten Ecke im Hühnerstall. Wenn aber jetzt die Kinder nach Eiern suchen, und sie kratzen da rum und finden das Geld? Das geht auch nicht! Also steht er auf, holt das Geld aus dem Hühnerstall, vergräbt es unter dem Apfelbaum. Und so hatte der Schuster ständig Sorge mit dem Geld, nahm das Geld von hier nach da, und von da nach dort. Und nachts nahm er’s mit in’s Schlafzimmer. Und dann wachte er auf und tastete mit der Hand die Matratze ab, ob’s noch da wäre. Und dann vergrub er es wieder im Hühnerstall. Und so ging das wochenlang. Der Schuhmacher sang nicht mehr, er erzählte keine Geschichten mehr. Die Kinder kamen nicht mehr. Und das Geld hatte sich wie eine Mauer geschoben zwischen ihn und den Kindern. Eines Morgens war der Schuhmacher sehr traurig und überlegte, woran das wohl liegen kann. Und da ging ihm plötzlich ein Licht auf und er sagte: Das ist der große Reichtum; er ist schuld daran! Und deshalb tat er das einzig Richtige, er nahm den Beutel mit Gold, ging zu seinem Nachbarn und sagte: Nimm dein Geld zurück! Die Sorge darum macht mich krank und einsam.
Danach ging der Schuhmacher nach Hause, hatte keine Sorgen mehr mit dem Geld und konnte wieder singen,und arbeitete und lebte mit seinen Freunden wie zuvor.
"Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt!" hat Jesus gesagt.
"Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt!" - AMEN!