Predigt 593

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Predigt vom 01.11.1987 - Pastor Schnabel - Reformationsfest

Predigtvorlied Nr. 239 - zugleich Predigttext - Vers 1:

Nun freut euch, liebe Christengmein, und lasst uns fröhlich springen, dass wir getrost und all in ein / mit Lust und Liebe singen. / Was Gott an uns gewendet hat / und seine süße Wundertat; / gar teur har ers erworben.

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes Sei mit uns allen - AMEN!

Liebe Gemeinde!

Dieses Lied hat Martin Luther gedichtet. Es steht in unserem Gesangbuch als erstes der Lieder, die unter der Überschrift "Christlicher Glaube und christliches Leben" zusammengefasst sind.

Luther beginnt in diesem Lied eigentlich mit dem Ende. Er singt das heraus, wonach ihm zumute ist, nachdem ihm das Heil zuteil geworden ist. Ein Mann, der nach schweren Kämpfen aus tiefster Verzweiflung erlöst ist. Tatkräftig und fröhlich ist er jetzt. Mit 40 Jahren hat er dieses Lied gedichtet: Nun freut euch, liebe Christengmein, lasst uns singen und springen. Der ganze Körper wird zum Ausdruck dieser Freude; Gottes süße Wundertat ist an mir geschehen. Unser Leben hat Grund und Ziel.

Wir gehen nicht verloren, selbst wenn die Welt voll Teufel wär.

Luther bezeugt das, er behauptet das nicht leichtfertig. Er hat erfahren, dass die Welt "voll von Teufeln" sein kann. Was er bezeugt hat, das hat er an Leib und Seele erlebt.

Wie schrecklich das war, das lasst uns jetzt mit den Strophen 2 und 3 singen. Darin, beschreibt er, wie er gelitten hat und wie ihm zumute war.

Vers 2: Dem Teufel ich gefangen lag, / im Tod war ich verloren, / mein Sünd mich quälte Nacht und Tag, / darin ich war geboren. / Ich fiel auch immer tiefer drein, / es war kein Guts am Leben mein, / die Sünd hatt' mich besessen.

Vers 3: Mein guten Werk die galten nicht, / es war mit ihn' verdorben; / der frei Will hasste Gotts Gericht, / er war zum Gutn erstorben; / die Angst mich zu verzweifeln trieb, / dass nichts denn Sterben bei mir blieb, / zur Hölle musst ich sinken.

Wie kommt ein hochbegabter, junger Mann dazu, soetwas zu dichten? Einer aus bürgerlichem Hause, der für damalige Verhältnisse eine erstklassige Bildung genießt, der Vater zahlt, der Sohn studiert Jura. Er macht mit 23 Jahren ein glänzendes Examen, und hat die beste Aussicht, Berater des Fürsten zu werden. Er hat die Aussicht, als ein angesehener Rechtsanwalt reich zu werden. Er ist auch ein lustiger Student. ES wird erzählt, dass er Gitarre spielte und gerne sang. Er trinkt auch gern ein Bier in geselliger Runde. Was treibt diesen jungen, erfolgversprechenden jungen Mann, 1505 ins Kloster zu gehen?

Sein Vater, Hans Luther, hatte seinem Sohn zum Examen kostbare Bücher geschenkt. Ein Standardwerk der Juristerei, zwölf Bände; das war damals ein Vermögen.

Das ist so vergleichbar, wie wenn heute ein Vater seinem Sohn zum Examen einen teuren Sportwagen schenkt.

Martin Luther gibt diese Bücher zurück. Er gibt seine Karriere auf. Er lässt sich das Haupthaar schneiden, zum Zeichen, dass er Mönch wird. Er trägt nur noch eine Tonsur - das Haupthaar ausgeschnitten, und er setzt ein Käppchen drauf, er zieht die Kutte an und verlässt die Welt. Er wohnt in einer Zelle, 2x 3m, ein Tisch, ein Stuhl, ein Strohsack, ein Fenster mit Blick auf den Friedhof; ungeheizt natürlich. Und die Frage, die ihn Tag und Nacht quält, ist: Wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Diese Frage könnt ihr vielleicht heute nicht so verstehen. Wir stehen kopfschüttelnd davor und fragen; was soll das? Aber wenn ihr mal diese Frage einfach anders formuliert: Wie finde ich den Sinn meines Lebens? Wie schaffe ich meinem Leben Sinn und Grund? Dann verstehen wir’s besser. Martin Luther hat die griechischen Philosophen gelesen. Aristoteles hat er beiseite gelegt und hat gesagt: Dieser ranzige Aristoteles, der bringt mich nicht weiter. Das reicht ihm aller nicht. Er fragt und fragt weiter und strengt sich an, und versucht, sein Dasein zu rechtfertigen, den Sinn für sein Leben zu finden. Und er findet ihn nicht; er schafft es nicht. Er versucht es mit der Kirche. Und er versucht es nicht mal eben so nebenher, sondern er setzt alles auf eine Karte. Er bricht hinter sich die Brücken ab. Er sagt der Welt ade und wird Mönch. Er versucht rein und konsequent zu leben. Makellos, sagte er einmal, wollte er leben, und das war seine große Torheit. Aber soweit ist er noch nicht, dass er das erkennt. Er fastet, er betet allein in seiner Zelle. Er strengt sich an, wie keiner von uns; Gebote, Ordensregeln, Stundengebete. Und immer steht hinter ihm der Teufel und grinst und sagt: Du schaffst es nicht; es langt nicht! Hör genau in dich hinein, du bist ein sündiger Mensch, der eigentlich Gottes Willen gar nicht tun will, der immer wieder umfällt. Inkonsequent bist du, lächerlich geradezu! Und Luther muss immer wieder zugeben vor seinem Gewissen: Es stimmt, ich bin nicht, wie Gott mich haben will, ich kann es nicht verdienen. Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen? Eine Erfahrung, die vor ihm Paulus auch schon gemacht hat.

Als er zwei Jahre später zum Priester geweiht wird, und als er das erste Mal den Abendmahlskelch in der Hand halten darf, - das war ja nur den Priestern gestattet - da beschreibt er, wie er anfängt zu zittern und sich immer sagt; wie kann ich Christi Leib und Blut in meinen unwürdigen Händen halten, ich muss doch rein sein. Und zugleich weiß er; ich bin nicht rein. Er erschrickt, als er die Messe lesen soll. Träume und Sehnsüchte hat er, die nicht rein sind. Meine guten Werke werden immer wieder entwertet, ich schaffe es nicht. Das ist gemeint mit den Zeilen: "… die Angst mich zu verzweifeln trieb, dass nichts denn Sterben bei mir blieb, zur Hölle musst ich sinken." Hier bewegt sich Martin Luther auf der Gratwanderung an der Grenze zum Selbstmord. Sterben will er, weil er seinem Leben den Sinn vor Gott nicht selbst schaffen kann. Sein unerlöster Zustand ist jämmerlich.

Nun hätte vielleicht ein Außenstehender damals gesagt: Bruder Martinus, was willst du eigentlich? Du hast ein glänzendes Examen gemacht, du bist Jurist, du bist inzwischen Priester und Mönch geworden, bist ein hochgelehrter Mann. Du lebst anständig und sauber, zumindest, so weit es die Welt sehen kann.Du hast doch was vorzuweisen, was willst du eigentlich? Aber so billig geht es eben nicht. Martin Luther will mehr, er findet damit keine Ruhe; seine Seele lässt sich nicht abspeisen. Er weiß, dass das alles vor Gott nichts nützt; es schafft keinen Sinn. Nach dieser Zustandsbeschreibung, nach diesem elenden Zustand, folgen in diesem Lied sieben Strophen, und die sind in drei Gruppen aufgeteilt, genauso, wie unser Glaubensbekenntnis: Eine Gruppe mit zwei Strophen, eine mit drei in der Mitte, und dann am Ende noch einmal zwei.

Die erste Zweiergruppe, die handelt von Gott. Die zweite Gruppe, die Strophe 6 - 8, von Jesus Christus. Und die letzte Gruppe, wieder zwei Strophen, vom Heiligen Geist und der Kirche. Hier geht es also nach dem gleichen Aufbau, wie unser Glaubensbekenntnis, das wir vorhin miteinander gesprochen haben.

Luther erzählt, wie er selbst erlöst wird. Er bezieht die Heilsgeschichte auf sich selbst. Lasst uns jetzt die Verse 4 und 5 singen. Hier handelt das Lied von Gott.

Vers 4: Da jammert' Gott in Ewigkeit / mein Elend übermaßen; / er dacht an sein Barmherzigkeit, / er wollt mir helfen lassen; / er wandt zu mir das Vaterherz, / es war bei ihm fürwahr kein Scherz, / er ließ’s sein Bestes kosten.

Vers 5: Er sprach zu seinem lieben Sohn: / "Die Zeit ist hier zu erbarmen; / fahr hin, meins Herzens werte Kron, / und sei das Heil dem Armen / und hilf ihm aus der Sünden Not, / erwirk für ihn den bittern Tod / und lass ihn mit dir leben."

Jemand, der immer in eine bestimmte Richtung schaut und aus einer bestimmten Richtung das Heil erwartet, der hat es ganz schwer, das Heil aus einer anderen Richtung zu erkennen, selbst wenn es neben ihm steht. Dieser unerlöste Luther schaut immer in die Richtung der guten Werke; ich muss es schaffen!

Aber er beginnt auch die Bibel zu lesen. Und da liest er Geschichten und Gleichnisse, die von einem anderen Gottesverhältnis erzählen. Nach Luthers alten Gottesverhältnis ist Gott nur der harte Richter, der keine Gnade kennt. Noch hat er nichts geschmeckt von der Liebe, vom dem Gott, den Christus in unsere Herzen gepflanzt hat. Der Gott, von dem Christus erzählt, als er einmal die Geschichte vom verlorenen Sohn predigt, der Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, dieser Gott erbarmt sich, wie der Vater sich über den verlorenen Sohn erbarmt.

Luther hat jetzt die Bibel gelesen und studiert, und das ist ihm zu Herzen gegangen. Langsam wendet er den Blick und erkennt ganz nahe, wie es um ihn bestellt ist, in einem neuen Licht. Er ist der verlorene Sohn; Gott ist wie ein guter Vater. Ein guter Vater ist gerecht. Aber größer als seine Gerechtigkeit ist seine Liebe. So, wie der Vater, der in der Tür steht, als der verlorene Sohn nach Hause kommt und sagt: "Vater, ich habe gesündigt vor dir und…"‚ er kann gar nicht zu Ende reden. Der Vater weiß das natürlich, und er sagt auch nicht: Junge, das ist nicht so schlimm, sondern das stärkste Gefühl, was den Vater in diesem Augenblick überwältigt, ist die Liebe und die Freude, dass der verlorene Sohn heimgekommen ist. Der Vater schließt ihn in die Arme. Seine Liebe ist größer als seine Gerechtigkeit. Sein Vaterherz hängt an seinem eigenen Fleisch und Blut.

Aber Gott, der Allmächtige, der Schöpfer Himmels und der Erden, des ganzen Universums und der kleinsten Zelle, dieser Gott, dieser absolute Geist, der ist größer als alles, was wir uns unmittelbar denken können. Unsere Vorstellungen von Gott gehen immer im Bild und im Gleichnis einher, solange wir auf Erden in Raum und Zeit leben.

Auch unsere Sprache ist ja an diese Erde gebunden. Und weil wir diesen absoluten Geist nicht unmittelbar verstehen können, schickt Gott seinen Sohn. Das heißt: Ein Mensch wir geboren, der auf Erden lebt, aus Fleisch und Blut, mit Hunger und Durst, mit Liebe und Schmerz; ein wirklicher Mensch mit Vater und Mutter und mit Geschwistern. Einer, der eine bestimmte Sprache hat, der für eine bestimmte Zeit auf Erden lebt und der eine bestimmte Kultur hat.

Christus unterscheidet sich aber vor allem darin von uns, dass er der erste Mensch ist, der ganz Gottes Willen tut; der konsequente Liebe lebt. Der vollkommene Wahrheit lebt. Er ist von Gottes Geist ganz durchdrungen. Und weil er so eng mit Gott verbunden ist und alle bisherigen Vorstellungen sprengt, haben die Christen mit den Mitteln ihrer unbeholfenen Sprache einen Ausdruck gesucht, mit dem sie diesen Christus bezeichnen können. Da sind sie zu dem Hoheitstitel gekommen und haben gesagt: Er ist der "Sohn Gottes!" Gott ist wie ein Vater, der seinen geliebten Sohn schickt zu uns allen.

Aber großartig ist an diesem Lied, dass Luther eben gar nicht allgemein redet, sondern er erzählt in diesem Lied ausdrücklich die Geschichte seines Glaubens.

Heil ist nur Heil, wenn du es selbst erfährst. Gott sagt zu Christus, und hier erzählt Luther das ganze Heilsgeschehen als wirklich für ihn persönlich gemacht, Gott sagt zu Christus: "...fahr hin, mein Herzens werte Kron, und sei das Heil dem Armen." - Da heißt es nicht: den armen Menschen allgemein, sondern diesem armen Bruder Martinus, der am Ende ist, der nicht mehr kann. Sei das Heil dem armen Martin Luther, dem sollst du, Christus, das Heil sein. Das sagt Gott zu Jesus. So einfach, so rührend schlicht dichtet Luther diese Zeilen. So klar bezieht Luther das Heilsgeschehen auf sich selbst. So klar hat es Gott auch auf dich und auf jeden von uns abgesehen. Hilf ihm, Jesus, hilf diesem armen Kerl, er soll leben. In dir, Christus, soll er erkennen, dass ich ihn liebe; er soll leben! Er soll erkennen, dass er sich die Liebe nicht verdienen muss. Ich bin sein guter Vater, ich will ihn führen und leiten und tragen.

Du musst erfahren, dass du gemeint bist. Gott hat eben in’ Christus keine allgemeinen philosophischen Lehrsätze in die Welt geschickt. Die kann man wohl hier und da davon ableiten. Aber in Christus leuchtet das ganze Heil erst dann auf, wenn du das, was er ‚sagt, wirklich lebst, und wenn du, während du es lebst, erfährst: Ohne, dass du’s selbst lebst, kannst du nicht gerettet werden.

Es folgen dann die drei Strophen von Christus. Erst hat Luther erzählt, wie froh er ist. Dann hat er beschrieben, wie schrecklich der Zustand war. Dann haben wir in den beiden Strophen gehört, was Gott sich sagt. Gott beschließt, seinen Sohn zu schicken; Gott redet zu Jesus.

Und jetzt kommen die Strophen 6 bis 8, wo wir hören, dass Jesus das ausführt, was Gott beschlossen hat; 6 bis 8.

Vers 6: Der Sohn dem Vater g'horsam ward, / er kam zu mir auf Erden / von einer Jungfrau rein und zart; / er sollt mein Bruder werden! / Gar heimlich führt! er sein Gewalt, / er ging in meiner armen G’stalt, / den Teufel wollt er fangen.

Vers 7: Er sprach zu mir: "Halt dich an mich, / es soll dir jetzt gelingen; / ich geb mich selber ganz für dich, / da will ich für dich ringen; / denn ich bin dein, und du bist mein, / und wo ich bleib, da sollst du sein, / uns soll der Feind nicht scheiden.

Vers 8 : Vergießen wird er mir mein Blut, / dazu mein Leben rauben; / das leid ich alles dir zugut, / das halt mit festem Glauben. / Den Tod verschlingt das Leben mein, / mein Unschuld trägt die Sünde dein, / da bist du selig worden.

Hier spricht wieder das Ich von Luther. Jesus begegnet ihm als Bruder. Luther erkennt Christus in der armen Gestalt. Jesus führt seine Gewalt heimlich, dichtet Luther. Die Welt kennt nur die lauten Töne der äußeren Macht. Und zu oft sind wir ja auch wie dieser gequälte Luther; wir erwarten das Heil immer aus der falschen Richtung und erkennen manchmal nicht, dass es unmittelbar neben uns steht.

Die lauten Töne der äußeren Macht helfen hier nicht. Jesus fängt den Teufel mit leiser Gewalt; mit der Gewalt des Geistes und der Liebe.

Dieser Kampf spielt sich in jedem Menschen ab. Der arme Luther, der mit sich selbst kämpft und immer wieder gegen sich selbst verliert, der, so lesen wir und singen wir aus diesem Lied, der bekommt jetzt Verstärkung. Da sagt Christus zu ihm: Halt dich an mich, halt dich an mir fest! Wir gehen jetzt los; halt dich fest! Du bist nicht allein, ich gebe mich für dich! "Ich bin dein, und du bist mein", sagt Jesus zu Luther. Das ist feinste, alte, deutsche Liebeslyrik; "Ich bin dein, und du bist mein, uns soll der Feind nicht scheiden".

Eins sein mit Christus. Christus bekennt sich zu diesem armen Luther, seinem Bruder. “Das heißt: Christus und ich, wir haben den gleichen Vater, wir haben den gleichen Ursprung; wir sind verwandt. Christus vergießt sein Blut für dich, so sehr liebt er dich. Ganz unbefangen lässt Luther seinen großen Bruder Jesus zu sich sprechen. Jesus sagt: mein Leben verschlingt den Tod, ich trage deine Sünde, das halte fest im Glauben! Du kannst deine Sünde nicht selbst tragen und du sollst sie auch nicht tragen; du sollst leben. Halt dich fest an mir und lebe tätig und geistesgegenwärtig und fürchte nicht Sünde noch Tod. Strecke dich nach vorn, denn ich bin bei dir alle Tage, bis an der Welt Ende, so, wie es dir in der Taufe zugesagt ist. Nichts kann uns voneinander scheiden. Ähnliche Worte, wie Paulus sie sagt: "Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes."

So wird Luther erlöst. Und seine Erlösung ist eine Befreiung von sich selbst. Das ist eine Erlösung, die uns alle betreffen soll; dass wir frei werden von uns selbst. Erlöst durch die Vereinigung mit Christus.

Selig ist dieser Luther geworden, indem er befreit wurde von sich selbst, von dieser Besessenheit, seinen eigenen Sinn zu schaffen. Wie Kinder sollen wir leben; "geliebt ohn' all unser Verdienst und Würdigkeit.

Wer das wirklich lebt, der ist selig. Die Schrift will uns locken; immer in dieses Leben hinein locken.

Und nun die letzten zwei Strophen, die handeln vom Heiligen Geist, von der Kirche, auch von unserer Gemeinde; die Strophen 9 und 10.

Vers 9 : Gen Himmel zu dem Vater mein / fahr ich von diesem Leben; / da will ich sein der Meister dein, / den Geist will ich dir geben, / der dich in Trübnis trösten soll / und lehren mich erkennen wohl / und in der Wahrheit leiten.

Vers 10 : Was ich getan hab und gelehrt, / das sollst du tun und lehren, / damit das Reich Gotts werd gemehrt / zu Lob und seinen Ehren; / und hüt dich vor der Menschen Satz, / davon verdirbt der edle Schatz: / das lass ich dir zur Letzte."

Christus ist nicht mehr da als Mensch, aber er hat uns seinen Geist gegeben. Und wieder macht Luther kein allgemeines Statement aus seiner Erfahrung, sondern in diesem Lied sagt Jesus ausdrücklich zu ihm: Ich will ‘dein Meister sein, ich will dir meinen Geist geben, der dich tröstet und dich liebt und dich leitet.

Du bist nicht allein, du sollst fortführen, was ich, Christus, begonnen habe.

So wird das Reich Gottes gebaut, zu Gottes Lob und Ehre. Das ist der Sinn deines Lebens, du bekommst nun diese Aufgabe: Ihm sollst du leben. Gott gab dir das Leben, | frei von dir selbst; du musst dein Dasein weder verdienen noch beweisen. Darum hüte dich vor den Satzungen der Menschen; "..vor der Menschen Satz", vor den Gesetzen, vor den Wertvorstellungen, die wir Menschen absolut setzen, denn sie verderben die Liebe Gottes.