Kinderpredigt vom 06.03.1988 - Pastor Schnabel - 1. Petrus 1, 18-21
Liebe Kinder!
Letzte Woche hat mich ein kleiner Junge mal gefragt - und er hat sich offensichtlich das Kruzifix sehr genau angeguckt - ein kleiner Junge war das, er hat gesagt: Warum hat der Jesus bei uns in der Kirche so eine kurze, schlabberige Hose an?
Und da habe ich ihm erklärt, dass das ein kurzes Stück Stoff war, so groß wie ein Handtuch, womit man ihn gerade noch bekleidet hat. Und der kleine Junge hat mich gefragt: Hatte denn Jesus keine Sachen an? Besaß er denn keine Sachen? Da habe ich ihm erklärt, dass Jesus sehr wohl ein großes Gewand hatte, was er so umgeschlagen hat wie es zu dieser Zeit Sitte war. Aber sein großes Gewand, das haben ihm die Kriegsknechte weggenommen. Und danach haben sie ihn an’s Kreuz genagelt. Das Kreuz hat erst gelegen, dann haben sie’s aufgerichtet, und während Christus unter Schmerzen am Kreuz starb, haben da unten die Kriegsknechte unter dem Kreuz um sein Gewand gewürfelt. Und wenn man alte Passionsbilder sieht, wo Christus mit den Marterwerkzeugen abgebildet ist, da sieht man immer auch einen Becher mit Würfeln. Wer von den Kriegsknechten die höchste Zahl hatte, der hat das Gewand bekommen und konnte es dann verkaufen. Während das geschah, starb Jesus am Kreuz.
Der kleine Junge hat mich dann gefragt: Warum waren denn die Menschen so böse und warum haben sie Jesus an’s Kreuz geschlagen und warum musste er denn sterben? Ich habe ihm gesagt: Jesus wollte, dass die Menschen gut und heil werden und würdig und erlöst von dem Bösen. Aber die meisten Menschen, die wollten es gar nicht, die wollten lieber böse bleiben. Und weil Jesus sie wachgerüttelt hat und sie bei ihrer Bosheit gestört hat, darum haben sie gesagt: Jesus, lass uns in Frieden, wir wollen weiter böse sein! Sie haben ihn gewarnt und Jesus hat gesagt: Nein, ich habe euch lieb, ich möchte nicht, dass ihr böse seid, ihr geht verloren! Und da haben böse Menschen ihn an’s Kreuz geschlagen.
Wir sagen: Jesus hat uns erlöst von dem Bösen. Damit wir erlöst werden, hat Jesus gelitten und sich töten lassen. Und darum sagen wir auch: Christus ist für uns gestorben; er ist der, der uns erlöst hat.
Über diese Erlösung wollen wir jetzt nachdenken. Ich brauche mal Drei, die mitspielen, damit ich deutlich machen kann, was eigentlich "Erlösung" ist. Ja, komm du mal vor, und du auch, nun brauche ich noch einen Dritten. Ja, komm du mal, Ines. (Drei Kinder spielen mit)
Also; wenn jemand erlöst werden will, da ist er vorher gebunden. Damit ihr mal fühlt, wie das ist, hab ich hier Ketten. Menschen sind angekettet an Dinge, von denen sie nicht lassen können. Und früher gab es wirklich solche Ketten, wo Menschen versklavt waren. Da war einer, passt mal auf, der stellte sich hier oben hin. Du hast jetzt ’ne böse Rolle, aber ihr kriegt alle böse Rollen und nachher werdet ihr alle befreit zum Guten. Es gab immer Menschen, die stellten sich hoch und sagten: So, ich greife mir einen, weil ich mehr Macht habe als der, und den mache ich zum Sklaven! Den schließe ich hier an so’ne Kette - das machte man früher wirklich so - und der andere kettete diesen Menschen fest. Er nahm das richtig fest in die Hand - du musst das richtig festhalten hier, so, ganz fest. So, jetzt versuch mal wegzulaufen - versuch mal wegzulaufen! Siehst du, das geht gar nicht. Du musst aber hier ein harter Sklavenhalter sein, komm hoch! (der kleine Junge war vom Stuhl gefallen) So! Und solche Menschen, die Macht hatten, die ketteten viele andere an sich. Und wenn die aufmuckten, dann wurde an der Kette gezogen, und die konnten nicht weg. So ist das, wenn man gebunden ist; wenn man angekettet ist. Es gibt sichtbare Ketten und unsichtbare Ketten. Was meinst du? Ja, manche wurden auch an die Hände gekettet manche an die Füße, manche kriegten auch ein schweres Gewicht ans Bein, damit sie nicht weglaufen konnten.
Die Erlösung geht so: Wenn ein Mensch angekettet ist, dann ist er nicht frei, dann kann er nicht weg, dann ist er auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Da gab es Menschen, die nahmen andere wie einen Besitz. Die mussten für sie arbeiten. Es waren sichtbare Ketten. Aber es können auch unsichtbare Ketten sein. Damals gab es Menschen, die sagten: Ich stehe hier oben, und da unten stehen welche, die taugen nichts, die sind der letzte Dreck! Und sie zeigten auf die anderen herab, und die waren auch aneinander gekettet durch den Hochmut der eine im Größenwahn und der andere mit seinem Minderwertigkeitskomplex. Da gab es welche, die sagten: Ach, wie gut, dass ich hier oben stehe und der da unten. Dann gab es mächtige Könige und Herrscher, die sagten: Das dumme Volk soll gehorchen und zahlen und Kriege führen, wann wir es wollen. Nun begehen wir oft den Fehler, dass wir denken: Hier sind die Mächtigen, die Bösen, und die armen Sklaven sind immer gut. Das Schreckliche ist nur; die Sklaven, die haben es meistens weitergegeben. Denn der Sklave, der suchte sich jemanden der noch schwächer war und legte ihn an die kette. Hier, du Sklave, so, schloss ihn an, So, und hatte nun den beim Bändel. Und nun seht ihr; so sind Menschen aneinander gekettet. Einer beherrscht den anderen. Und der Andere, der selber Sklave ist, der sucht sich jemanden, der noch kleiner ist und auf dem trampelt er herum und auf den schaut er herab.
Die Sklaven waren meistens gar nicht besser, die machten es genauso, die gaben das einfach weiter. Einer beherrschte den anderen und jeder war jedermanns Feind. Und Liebe gab es eigentlich nur zwischen Mutter und Kind, und Vater und Kind, sonst waren die Menschen sehr verfeindet.
Und in diese Welt, wo die Menschen so aneinander gekettet waren durch Zwänge, die sie meistens selbst gemacht hatten, da kam Jesus in die Welt und hat ein neues Leben begonnen. Er hätte die Menschen befreit. Er hat gesagt: Hört mal, warum versklavt ihr euch gegenseitig mit Ketten? Ihr habt einen himmlischen Vater, und der will, dass ihr wie Schwestern und Brüder zusammenlebt! Und dann hat er gesagt: Ihr sollt teilen, ihr sollt nicht untereinander einer den anderen beherrschen und der Feind sein, sondern Liebe soll euer Herz regieren! Und dann ist Jesus gekommen und hat die Ketten gesprengt.
Jetzt will ich euch mal gleichnishaft zeigen, wie er das gemacht hat.
Da hat er so eine große Kneifzange gehabt, und dann ist er ran gegangen und hat die Kette gesprengt. So geht das - geht mal bisschen beiseite, dass ihr sehen könnt - das ist ein ganz mächtiges Einbrecherwerkzeug. Seht ihr, dann ging er so ran und dann - so, kommt her, jetzt drücken wir mal, dann sehen wir mal, ob wir’s mit der Zange durch kriegen. (Pastor befreit mit den Kindern zusammen den einen "Sklaven" von den Kette) Seht ihr, jetzt ist die Kette kaputt. Und jetzt ist die Ines, die vorher versklavt war, seht ihr, die ist jetzt frei. Nun stellt euch aber mal vor; dieser hier, der hat die Ines besessen, das war mal eine Sklavin, was sagt der wohl jetzt, wo die Kette kaputt ist? Was sagt der jetzt wohl? Ja? Das geht nicht! Der ist sauer! Ich will die Ines wiederhaben, auf der konnte ich herum trampeln, die musste machen, was ich wollte! Jetzt habe ich keinen mehr, den ich beherrschen kann! Und da hat Jesus gesagt: Du armer Sklave, wach doch mal auf! Das ist doch ein schlechtes Leben, wenn ihr euch aneinander kettet und beherrscht. Und dann hat Jesus die nächste Kette aufgemacht. Guckt mal, jetzt wollen wir mal sehen, ob wir die Kette auch knacken können hier.
So geht Erlösung von den Ketten. (Pastor und die Kinder knacken die zweite Kette) Jetzt seht mal zu, ob ihr’s schafft, kräftig! Gut! Seht ihr, und jetzt ist dieser angekettete Mensch auch erlöst, von seiner Kette erlöst. Nun sind die beiden befreit. Was wird der nun wohl sagen? Der wird sagen: Halt! Meine Kette ist plötzlich leer, ich habe doch einen Sklaven gehabt, wo ist der hin? Und auch zu dem hat Jesus gesagt: Hör mal, es ist doch viel besser, wenn du ein Bruder unter Brüdern bist, als wenn du Sklaven hast! Solange es einen Unfreien gibt, lebt kein Freier auf der Welt.
Diejenigen, die Jesus befreit hat, deren Ketten er gesprengt hat, die haben sich natürlich gefreut. Aber die, die weiter herrschen wollten, die haben gesagt: Der Jesus, der hat die Ketten kaputt gemacht, den werden wir töten! Da wurden die Mächtigen böse, weil Jesus die "Ordnung" gestört hat. Sie haben ihn gewarnt, aber Jesus hat sich nicht beirren lassen. Er hat keine Angst gehabt und hat immer gesagt: Die Liebe ist die größere Macht, die sprengt auch die Ketten.
Und dann haben sie ihn gekreuzigt. Und zur Erinnerung daran, haben wir hier das Kreuz Jesu hängen.
Ganz schrecklich ist er gestorben. Sogar das einzige Gewand, was er besaß, haben sie ihm weggenommen. Und die ersten Freigelassenen, die Jesus erlöst hatte, woran immer sie gekettet waren, was immer ihnen die Freiheit nahm, die waren natürlich traurig. Die haben gesagt: Seht, jetzt haben sie Jesus gekreuzigt und alles, was so schön begonnen hat, das ist wohl doch nur ein schöner Traum gewesen.
Aber dann, drei Tage später, ist der Ostertag gekommen und sie wollten Jesus im Grab besuchen und die Leiche einbalsamieren, und plötzlich ist Christus ihnen begegnet als eine Lichtgestalt und hat gesagt: Schaut, Gott hat mich auferweckt, die Liebe wird siegen!
Und seitdem haben wir das Kreuz. Jesus ist für uns gestorben, weil er unsere Ketten zerknackt hat, weil er unser Herz mit seiner Liebe überwunden hat. Und seitdem feiern wir das Heilige Abendmahl zu seinem Gedächtnis; weil Er uns so lieb gehabt hat, dass er sich sogar töten ließ.
Deine Liebe ist stärker, als alle Macht der Welt. Und darum, als ihr getauft wurdet als kleine Babys, ist der Pastor auf euch zugegangen und hat gesagt: "Zum Zeichen, dass Christus für dich in die Welt gekommen ist, nimm hin das Zeichen des Kreuzes, an der Stirn und an der Brust!"
Die Liebe Jesu, die die Ketten sprengt, die soll deinen Sinn und dein Herz befreien - AMEN!