Kinderpredigt vom 05.06.1988 - Pastor Schnabel - Jer. 23, 16-29
Liebe Kinder!
Es gab im alten Israel den Propheten Jeremia. Er hat vor den falschen Propheten gewarnt. Und diese falschen Propheten, die hat man gar nicht so leicht erkannt.
Das waren nämlich eigentlich ganz nette Menschen. Sie sagten nette Sachen zu netten Leuten. Wenn jemand z.B. sagte: Ich kann nicht an Gott glauben; Gott muss sich mir erst mal beweisen! Gott muss zu mir kommen und sich mir vorstellen, dann glaube ich ihm; vielleicht, wenn mir einleuchtet, was er sagt! Darauf sagte nun der falsche Prophet nicht das, was er hätte sagen sollen; er hätte nämlich sagen müssen: Du irrst dich, du bist das Geschöpf und Gott ist der Schöpfer; wie kannst du sowas sagen? Sondern die falschen Propheten sagten: Lieber Freund, du hast recht, Gott soll sich vor dir beugen, darauf hast du Anspruch, mach nur so weiter, es wird dir wohl ergehen! Oder eine Frau sagte: Gottes Wort? Das brauche ich nicht! Beten und Gottesdienst feiern halte ich für Unsinn! Ich bin tüchtig! Ich kann alles alleine machen! Ich weiß selber, was gut und böse ist! Für dumme Leute ist die Religion; die nicht gescheit genug sind. Aber ich bin intelligent und da muss sich Gott schon was einfallen lassen!
Ihr merkt schon, die Frau redet so ähnlich, wie die Frau vom Fischer in dem Märchen vom "Fischer und sin Fru". Ihr wisst doch, da hat der Fischer im Meer einen Butt gefangen, und der Butt kann Wünsche erfüllen. Und er hat ihn wieder schwimmen lassen, der alte Fischer. Aber zuhause hat er es seiner Frau erzählt, die hat gesagt: Bist du denn wahnsinnig? Musst dir doch was wünschen! Raus! Sofort gewünscht! Und dann wünscht sie sich immer mehr, ein großes Haus, ein noch größeres Haus, ein Schloss, Königin will sie werden und dann Päpstin. Alles bekommt sie gewährt. Aber dann, als sie alles hat und noch mehr haben will sagt sie: Ich will sein, wie der liebe Gott! Da fährt ein Blitz vom Himmel herab und sie sitzt wieder in ihrem alten "Pisspott" - so nennt man die kleine Kate, in der sie wohnt. Bums - fällt sie auf die Nase.
Tja, wenn da ein guter Prophet gewesen wäre, der hätte rechtzeitig zu der Fischersfrau gesagt: Bist du denn wahnsinnig? Versündige dich nicht! Bleib am Boden! Du bist Gottes Geschöpf und nicht Gott selbst! Aber die falschen Propheten, die sagten: Ja, liebe Frau, du hast ganz recht, du bist gescheit, du hinterfragst alles und dich selbst hinterfragen, das kann natürlich keiner von dir verlangen! Mach nur so weiter, es wird kein Unheil über dich kommen; Gott wird dir trotzdem helfen!
Jeremia hörte die falschen Propheten so reden und sagte: Sie richten Schaden an! So machen euch die netten Propheten kaputt!
Jeremia schenkte den Menschen immer reinen Wein ein, er sagte: Du bist Gottes Geschöpf! Gott hat dich gemacht! Du kannst Gott nicht in die Schranken fordern!
Propheten sagen Gottes Wort. Und sie müssen es wahr sagen. Und ihr wisst, dass die Wahrheit manchmal auch weh tut. Und wenn jemand auf Kosten der Wahrheit vermeiden will, dass es weh tut, dann tut er einem Menschen gar nichts Gutes.
Jesus war unser letzter Prophet. Jesus war zugleich auch wie ein guter Arzt, der zu uns kam. Falsche Propheten sind wie schlechte Ärzte, gute Propheten sind wie gute Ärzte. Schlechte Ärzte sagen nette Sachen, auch bei schlimmen Krankheiten. Aber ihr wisst; davon werden Menschen nicht gesund. Und es gibt Menschen, die krank sind und gerne weiter rauchen und trinken wollen, und essen im Übermaß, und deswegen gehen sie zu vielen Ärzten, bis sie einen Arzt finden, der sagt: Na ja, es ist nicht so schlimm, ich meine, es ist nicht gut, aber … na ja! Auch manche Kinder gehen lieber zu netten Ärzten, die ihnen sagen: Es ist nicht so schlimm! Manche Schüler haben lieber die netten Lehrer, die sagen: Ach, eigentlich könnt ihr alles, eigentlich ist das gar nicht so schlimm! Und manche Jugendlichen haben auch lieber nette Tanten und Onkel und Eltern, die die Dinge verharmlosen. Aber geholfen wird ihnen damit nicht.
Ich gehe lieber zu einem Arzt, der wahrhaftig ist, der nicht nett ist und die Dinge verharmlost, sondern der sagt, wenn ich krank bin: Du bist krank! Du musst ins Bett! Oder er tastet mich ab und sagt: Du hast da ein Geschwür und das müssen wir raus schneiden; das ist schmerzhaft. Aber das muss sein, davon wirst du gesund!
Und so, wie der gute Arzt, so ist Jesus. Er sagt zu mir: Christian, du bist ein Sünder! Du bist eitel und selbstgerecht und rechthaberisch! Geh in die Knie und lass ab von dir selbst! Das ist natürlich wahr und das schneidet mir ins Herz.
Leg alles aus der Hand, sagt Christus zu mir, und vertraue mir! Du musst es gar nicht selbst machen, deine Weisheit soll gar nicht auf deinem Mist wachsen! Und dann, wenn ich diese schmerzliche Wahrheit erfahre und tatsächlich in die Knie gehe, und wenn dann meine Hände ganz leer sind, und auch mein Herz ganz leer ist, dann beugt sich Jesus zu mir herab und macht mich stark und heil mit seinem Geist und seiner Liebe.
Dass Jesus wie ein guter Arzt ist, das hören wir aus dem Wort "Heiland". Man sagt auch: Jesus ist der Heiland, der mich heil macht. Jesus ist ein strenger Arzt, aber er ist auch gut. Er führt uns manchmal Wege, die wir nicht gehen wollen, aber wir wissen, dass seine Wege zum Ziel führen.
Und ihr wisst doch: Eure guten Eltern lassen euch ja auch nicht alle Wege gehen; sie lassen euch auch nicht jeden Willen. Sie sind manchmal sehr streng mit euch und ihr habt so eine Wut auf die "blöde Mama". Und doch wisst ihr eigentlich; sie haben euch lieb und sie sehen die Gefahr und lassen euch nicht in die Gefahr rennen. Und da müssen sie manchmal auch streng sein.
Jesus, der stellt sich auch vor den Abgrund. Wenn wir in den Abgrund laufen wollen, dann stellt Er sich davor und sagt: Nein! Hier geht der Weg in den Abgrund; da geht der Weg zum Heil!
So ist Christus unser Heiland, er ist streng und lieb, er tröstet uns und er sagt: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid …" Aber er schickt uns auch los und sagt: "Siehe, ich sende euch wie die Schafe mitten unter die Wölfe". - AMEN!