Kinderpredigt vom 07.08.1988 - Pastor Schnabel - Röm. 9, 1-5 31-10,4
Liebe Kinder, liebe Gemeinde!
Diesen Sonntag heute nennt man auch den "Israelsonntag". Und wir bedenken heute besonders das Verhältnis unserer Kirche zur Synagoge; das Verhältnis der Christen zu den Juden.
Ihr habt sicherlich in den Weihnachtsliedern schon mal gehört, dass Jesus in Bethlehem geboren ist. (P.singt) "In Bethlehem geboren, im Stall ein Kindelein …"
Und dann wisst ihr auch, dass Maria und Josef mit ihrem kleinen Jesuskind nach Nazareth zurückgegangen sind. Dort ist Jesus aufgewachsen - so wie die meisten von euch in Deutsch Evern aufwachsen. Und deswegen hat man Jesus früher auch genannt: "Den Jesus von Nazareth", denn es gab noch andere kleine Jungen, die auch Jesus hießen. Aber das war der Jesus von Nazareth; das war ein besonderer. Und dann gibt es eine Geschichte, dass der zwölfjährige Jesus im Tempel in Jerusalem mit den Priestern und mit den Theologieprofessoren über Gott geredet hat. Sie waren alle erstaunt, wie ein zwölfjähriger Junge so viel Einsicht haben kann.
Wer ist denn in diesem Raum gerade zwölf? Du bist zwölf Jahre, richtig! [Vorname] ist gerade Vorkonfirmandin geworden. Also war Jesus so alt wie [Vorname]. Da hat er in Jerusalem im Tempel gelehrt. Jesus kam gar nicht so oft nach Jerusalem. Nur einmal im Jahr, wenn das Passafest war, da wanderten sie nach Jerusalem.
In Jerusalem, da stand so ein siebenarmiger Leuchter im Tempel. Das ist ein altes Zeichen für den Lebensbaum. Seht ihr, da unten sind die Wurzeln und hier oben sind die Zweige. Es soll einen Mandelbaum darstellen. Überall auf der Welt, wo es Synagogen gibt, steht meistens auch ein siebenarmiger Leuchter zur Erinnerung an den Tempel in Jerusalem.
Vor vielen Jahren habe ich einmal an einem Bahndamm diese Schrauben gefunden, das sind so Eisenbahnschwellenschrauben - der Herr [Name] wird die besonders gut kennen - und es war ein ganzer Wäschekorb voll. Und dann habe ich diesen Leuchter geschweißt, den wir jetzt hier stehen haben. Es ist eine Erinnerung an den Tempel in Jerusalem, in dem Jesus auch gelehrt und gepredigt hat.
Jesus hat als kleiner Junge genauso die zehn Gebote gelernt wie unsere Konfirmanden.
Jesus lebte in Israel, da gab es ein Nordreich und ein Südreich. Und es gab oben den See Gennesaret und unten das Tote Meer und dazwischen den Fluss, den Jordan. Ich habe euch das unten in dem Raum - wenn ihr nachher runtergeht - mit Kreide auf den Fußboden aufgemalt; die ganze Karte von Israel. Und da könnt ihr selbst in kleinen Schritten langgehen, wo Jesus mit den Jüngern langgegangen ist. Und da könnt ihr sehen den Weg, den die Maria mit ihrem kleinen Baby gegangen ist und den Weg, den dann Jesus auf seinen kleinen Beinchen schon selbst gehen konnte. Und den Weg, den Jesus aus der Wüste gegangen ist. Und den Weg, den Jesus mit den Jüngern gegangen IST,
Jesus kannte natürlich das ganze Alte Testament; das ist die Bibel der Juden. Und er kannte die Geschichten von Adam und Eva, von Abraham und Isaak und Jakob, und von Josef und seinen Brüdern und von Mose, und der Befreiung aus der Gefangenschaft in Ägypten in das gelobte Land. Ihr könnt nachher auf der Landkarte unten auch sehen, wo der Mose mit dem Volk Israel aus Ägypten in das gelobte Land eingezogen ist.
Das war die Bibel, die Jesus kannte, und die war auf hebräisch geschrieben. Und weil das Hebräisch von rechts nach links geschrieben wird, fängt diese Bibel auch von hinten an. Es ist merkwürdig, wenn man so ein Buch das erste Mal aufschlägt. Hier steht "Biblia Hebraica", dann so ein kleines Vorwort, und dann sieht das Schriftbild so aus. (P. zeigt den Kindern die hebräische Bibel)
Das waren die Buchstaben, die Jesus in der Schule gelernt hat; und das konnte Jesus auch lesen. Das war das Alte Testament, hier stehen im Urtext die Zehn Gebote drin. Die Juden nennen das Alte Testament auch "Das Gesetz und die Propheten".
Ich habe schon vorhin am Anfang mal eure Namen hingeschrieben (an eine Tafel), da war gerade der [Vorname]. Wenn Jesus [Vorname]s Namen geschrieben hätte, dann hätte er nicht so geschrieben, sondern dann hätte er so geschrieben. (P. schreibt nach Art der Juden von rechts nach links und in hebräischen Buchstaben einige Namen der Kinder auf.) Und dann der [Name], den Namen hätte Jesus so geschrieben. Und dann der [Name] - gar nicht so einfach zu Schreiben ….
Ich schreibe das hier auf, und wenn ihr nachher runtergeht, nehmt ihr das mit und da könnt ihr eure Namen ausschneiden und dann wisst ihr, wie euer Name auf hebräisch geschrieben wird.
Ihr seht, so hätte Jesus das geschrieben und so konnte Jesus das auch lesen; das war die Bibel der Juden - das Alte Testament.
Ich wollte euch nur noch erzählen, dass die Israeliten Gottes Wort hoch achten. Wenn man in eine Synagoge kommt, dann wird nämlich nicht einfach die Bibel so in die Synagoge getragen, sondern die Juden haben Gottes Wort mit einem seidenen Mäntelchen umkleidet. Da wird die Schrift rein getragen und auf den Altar getan, und dann wird die Schrift wie etwas Kostbares erst ausgepackt, und dann wird daraus vorgelesen.
Also - wenn wir in die Kirche der Juden kämen, dann würden wir viel Vertrautes finden. Und jemand, der Daniela heißt, oder Marie, oder Mirjam z.B., zu dem würden die Juden sagen: Ja, das sind ja die gleichen Namen, die unsere Kinder auch haben!
Es wird oft aus der Bibel vorgelesen. Nur ein Name fällt in der Synagoge nie. Ratet mal, welcher Name das ist, der in der Synagoge bei den Juden nicht genannt wird. (Antwort: Jesus!) Jesus, richtig! Das ist der Unterschied. Es gibt zwar viele fromme Juden, die Jesus sehr gut kennen und auch gelesen haben. Aber wenn wir Christen sagen: Christus ist doch unser Erlöser, unser Heiland, unser Messias, der hat das erfüllt, was in der Bibel steht, was Gott begonnen hat! Dann sagen die Juden: Nein! Solange ihr das Alte Testament mit uns lest, verstehen wir euch, aber Jesus können wir nicht als den Messias begreifen!
Und das ist der Unterschied zwischen der Synagoge und der Kirche.
Ihr seid Christen, weil ihr an Christus glaubt. Die Juden sind keine Christen, weil sie nicht an Christus glauben. Aber die Juden und die Christen beten zu dem gleichen Gott.
Jesus sagt: "Vater unser!" Das sagen die Juden nicht. Wir sind sehr glücklich, dass wir zu Gott "Vater" sagen dürfen - AMEN!