Kinderpredigt vom 04.09.1988 - Pastor Schnabel - Markus 1, 40-45
Im Evangelium wird erzählt von einem kranken Aussätzigen, der von Jesus geheilt wurde. Er hatte eine schlimme Krankheit. Die war so ansteckend wie die Windpocken z.B.. Wenn jetzt jemand von euch Windpocken hätte, und die anderen haben sie noch nicht gehabt, dann kann das leicht übertragen werden, und in drei Wochen hätten dann alle die Windpocken, die sie jetzt noch nicht gehabt haben. Windpocken sind ansteckend. Aber Windpocken sind nicht so schlimm, denn wenn man sie mal gehabt hat, bekommt man sie nicht wieder. Der Aussatz aber ist eine schlimme Krankheit, daran stirbt man am Ende, und man kriegt sie nicht los. Wenn jemand Aussatz hat, ist das schlimm. Das fängt an mit einer Stelle, die sieht aus wie Moos auf der Haut. Das frisst dann langsam weiter. Wenn ein Aussätziger zu anderen Leuten geht, dann kann das leicht überspringen, und dann hättest du auch Aussatz. Und jetzt sitzt du neben ihm, dann springt das zu dir über und dann hast du auch Aussatz. Und dann springt der Aussatz von dir da rüber, und dann hast du auch Aussatz. Und so können alle krank werden davon.
Damit das früher nicht passierte, mussten die Aussätzigen solche Klappern tragen. Wo sie gingen, mussten sie klappern. Und alle wussten; wenn einer damit kommt, müssen wir weggehen.
Stell dir vor: Du bist da auf dem Schulhof und hast eine solche Klapper, da wissen alle: Ach, da kommt der Kranke, schnell müssen wir ausreißen! Schlimm war also nicht nur dieser Aussatz, sondern schlimm war, dass einen kein Mensch berühren wollte. Ein Aussätziger, der war "ausgesetzt", so wie man eine Katze aussetzt, wenn sie niemand mehr haben will. Die wird einfach ausgesetzt; weg ist sie, keiner will sie haben!
Und wo die Aussätzigen hinkamen, da wichen die anderen von ihnen. Wenn ein Aussätziger krank war, oder wenn er im Sterben lag, dann kam keiner zu ihm, der ihn hätte trösten können, der ihn hätte in den Arm nehmen können und ihn streicheln und sagen: Es ist ja gut, ich bin bei dir! Ein Aussätziger, der wurde nicht berührt. Diese Einsamkeit war noch schlimmer als die Krankheit selbst; dass keiner einen haben wollte und keiner einen berühren wollte.
Nun erzählt die Bibel von einem Aussätzigen. Er hat sich einmal heimlich hinter eine Mauer geschlichen, wo keiner ihn gesehen hat; so… (P. demonstriert das und versteckt sich in der Taufecke). Und da waren andere Leute, die haben von Jesus geredet. Und da hat der Aussätzige gehört, was sie von Jesus erzählt haben. Da hat einer gesagt: Ich bin diesem Jesus begegnet, so einem Menschen bin ich überhaupt noch nicht begegnet; der hat keine Angst vorm Sterben. Und wenn der die Menschen anschaut, dann werden sie richtig bewegt und ergriffen. Er kann trösten und er kann helfen, und er macht Menschen froh. Und durch ihn hindurch geht eine Kraft, die kann man gar nicht beschreiben. Das hatte der Aussätzige hinter der Mauer gehört, und als die Leute weg waren, kam er wieder vor mit seiner Rassel und dachte: Mir kann keiner mehr helfen, kein Mensch kommt mir nah. Wenn die Menschen ihm was zu essen geben, dann kommen sie ran, legen was zu essen hin, und dann laufen sie schnell weg. Und dann kommt der Aussätzige und kann es dann nehmen, aber da sind die anderen schon verschwunden. Und so geht er los und sucht Jesus.
Eines Tages kommt er auch mit seiner Rassel wieder, und die Jünger sind um Jesus herum, und sie weichen alle zurück und sagen: Jesus, komm, komm, das ist ein Aussätziger! Aber Jesus bleibt stehen, er hat keine Angst vor Krankheit und Tod. Und der Aussätzige wirft sich Jesus zu Füßen und sagt: Bitte hilf mir doch! Bitte hilf mir doch! Ich weiß, du kannst es! Und Jesus hat keine Angst, den Kranken zu berühren, sondern geht auf ihn zu und berührt ihn und legt ihm die Hand auf und sagt: Sei rein! Da merkt er plötzlich, wie eine heilende Kraft seinen ganzen Körper durchströmt und schaut seine Haut an; es ist alles wieder rein! Und er springt auf und lässt seine Schellen fallen, und wenn er jetzt zu Menschen geht, dann klappert das nicht mehr. Jetzt kann er zu ihnen "Guten Tag!" sagen, und dann kann er sie streicheln, und dann kann er mit ihnen essen, am Tisch sitzen und hat wieder Gemeinschaft. Er freut sich so, dass er Jesus zu Füßen fällt und sagt: Jesus, du bist der Größte überhaupt! Für dich werde ich ein goldenes Denkmal bauen; dich werde ich verehren; du bist ein Wundermann! Aber da sagt Jesus: Pssst, erzähl nicht so viel Unsinn, du sollst Gott allein loben und ehren! Ich habe die Kraft von Gott, mit der ich dich geheilt habe. Nicht mich, sondern Gott sollst du verehren! Geh in den Tempel, geh zu den Priestern - die waren damals so, wie ein Gesundheitsamt heute - und zeige ihnen beide Hände und sag: Schaut her, ich bin jetzt rein! Und dann sollst du leben und Gott loben und auf Gottes Liebe allein vertrauen.
So hat Jesus den Aussätzigen geheilt.
Nun muss ich natürlich an Bettina denken, die hier mit Tränen in den Augen sitzt. Bettinas Großvater ist schwer krank; Opa Walter, der wohnt in Hannover. Und nun hat sie heute morgen sehr geweint und hat gedacht: Wenn hier nun alle sitzen und fröhlich sind, und mein Opa ist so krank, dann werde ich wohl gar keinen Platz in der Gemeinde haben. Aber Bettina, du sollst wissen, dass du mit deiner Traurigkeit nicht alleine bist, dass das uns auch zu Herzen geht. Nachher, wenn wir am Ende beten, dann wollen wir deinen Großvater in unser Gebet aufnehmen.
Dein Großvater ist krank, er kann sterben oder er kann gesund werden. Sein Leben ist in Gottes Hand. Wir wissen es nicht, aber wir wollen für ihn beten, dass Gott ihm das widerfahren lässt, was ihm gut tut.
Lasst uns nun das nächste Lied miteinander singen.