Kinderpredigt 635 zum 1. Korinther 7, 29-31

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Kinderpredigt vom 16.10.1988 - Pastor Schnabel - 1. Korinther 7, 29-31

Liebe Kinder!

Der Predigttext für die Großen ist auch der Predigttext für die Kleinen. Und diesmal lesen wir aus der Bibel etwas, was der Apostel Paulus nach Korinth geschrieben hat.

Da hat er nämlich geschrieben: Die, die da kaufen, die sollen kaufen, als würden sie’s nicht behalten, und die, die da besitzen, sollen besitzen, als würden sie’s nicht besitzen. Und die da lachen, sollen lachen, als würden sie nicht lachen. Und die weinen, sollen weinen, als würden sie nicht weinen. Denn die Gestalt dieser Welt vergeht.

Das ist nun ein merkwürdiges Wort und ganz schwer zu verstehen. Denn wir wissen ja: wenn ich kaufe, dann besitze ich’s auch; dann will ich’s auch haben. Und entweder ich habe es, oder ich habe es nicht.

Aber so einfach ist das mit uns Menschen nicht, wir kleben nämlich manchmal an den Dingen. Könnt ihr euch das vorstellen, dass jemand an etwas klebt?

Also - ich kenne z.B. Väter, die an ihren Autos kleben (Kinder lachen). Natürlich nicht direkt, nicht mit Leim, aber sie tun alles für ihr Auto.

Jeder Mensch hat so Sachen, an denen er ganz leicht klebt, da kommt er nicht mehr weg, da ist er erpressbar. Man kann an allem kleben und nicht mehr davon loskommen.

Ich will mal versuchen, euch das zu erklären.

Mir geht es ja auch so, dass ich manchmal an bestimmten Dingen klebe. Und wenn man an etwas klebt, dann ist man nicht mehr frei.

Also - ein Mensch kann ein Auto besitzen. Wenn er aber an dem Auto klebt, dann besitzt nicht der Mensch das Auto, sondern das Auto besitzt den Menschen. Das ist schlimm, dann ist der Mensch nicht mehr frei.

Ich habe auch mal an etwas geklebt, das will ich euch erzählen, dann könnt ihr euch das vielleicht vorstellen. Und vielleicht habt ihr es ähnlich erlebt.

Als ich so klein war wie ihr - ein kleiner Christian - da war mal Weihnachten. Und Tage vorher wusste ich: es kommt bald die Bescherung. Dann war der Heiligabend da, es war Nachmittag. Die Zeit wollte nicht herumgehen. Ich was so gespannt, ich konnte es einfach nicht mehr erwarten. Es war so schrecklich und der Druck wurde so groß, dass ich es kaum aushalten konnte.

Ich sagte mir: Nein, ich kann nicht mehr warten! Und dann habe ich gesagt: Ich will nichts mehr haben, ich gehe auf mein Zimmer! Ich will nichts von dem Lichterglanz haben - ich kann diese Druck einfach nicht mehr ertragen!

Da bin ich auf mein Zimmer gegangen und habe gelauscht, was sie nebenan machten. Und da habe ich mir gesagt: Nein, ich will nichts haben, ich kann”s nicht mehr ertragen - ich will nichts mehr!

Also, da wollte ich entweder alles gleich haben, oder ich wollte es gar nicht. Da habe ich an der Bescherung geklebt, da war ich nicht mehr Herr der Sache, sondern da war ich richtig erpressbar. Das war ganz ärgerlich.

Wie ich da so in dem Zimmer sitze, höre ich, wie sie nebenan schon die Kerzen anzünden. Dann klingelte ein Glöckchen und die Kinder durften endlich rein. Dann haben die Kinder ein Lied gesungen und ich dachte: und ich soll nicht dabei sein? Aber nein, ich will”s ja nicht mehr!

Da fiel mir die Weihnachtsgeschichte ein, die ich aufsagen sollte: "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen SEINES Wohlgefallens."

Und da ging mir ein Licht auf, da dachte ich: eigentlich ist ja Gott das Wichtigste. Und wenn Gott das Wichtigste ist, braucht man ja nicht mehr an den Dingen zu kleben, dann kann man mit den Dingen frei umgehen.

Alles Gute, alles Schöne hat uns Gott geschenkt zum Benutzen, aber wir sollen nicht daran kleben.

Und das meint die Bibel: Alles Schöne, was ihr habt, daran sollt ihr euch freuen, aber ihr sollt nicht daran kleben, sondern frei damit umgehen; auch mal teilen; auch mal etwas abgeben; auch pflegen und behalten, aber eben nicht daran kleben.

Das meint die Bibel, wenn sie sagt, ihr sollt haben, als hättet ihr nicht. Die Bibel sagt nicht, ihr sollt nichts haben. Die Bibel sagt aber auch nicht, dass ihr euch daran klammern sollt, sondern dass ihr frei mit den Dingen der Welt umgehen sollt.

Lasst uns nun unser zweites Lied miteinander singen.