Kinderpredigt vom 04.12.1988 - Pastor Schnabel
Liebe Kinder!
Ein Kind ist unterwegs, sagt man. Ein Kind ist unterwegs, wenn es noch nicht geboren ist. Ein Kind im Mutterleib kann schon hören und strampeln.
Heute morgen im Altersheim haben wir einen Gottesdienst gehalten, und da haben einige Schüler aus den Klassen 4 a und 4 b musiziert mit Flöten, Geige, Querflöte, Xylophon. Da haben sich die Alten gefreut. Und dann haben wir in der Predigt von Maria gehört und von Elisabeth, der Mutter des kleinen Johannes. Von den Müttern dieser beiden kleinen Jungen haben wir geredet. (P. verweist auf den Taufsteindeckel) Wie Maria, die gerade erst schwanger geworden ist, zu Elisabeth kommt, die schon sechs Monate schwanger ist, hüpft das Kind in ihrem Leib.
Alle, die hier versammelt sind, haben einmal gestrampelt im Leib ihrer Mutter. Das kann man von außen richtig sehen. Da ist plötzlich so eine Beule, und dann zappelt das Kind im Mutterleib. Oder beim Kaffeetrinken sitzt die Mutter am Tisch und plötzlich sagt sie: Oh! Ich sage: Was ist denn los? Mein Kind ist gerade aufgewacht und strampelt! Oder aber die Mutter sagt: Jetzt ist es ganz ruhig, jetzt schläft es!
Ein Kind ist unterwegs im Leib seiner Mutter.
Wenn ein Kind unterwegs ist, dann klingelt manchmal das Telefon, dann rufen die Großeltern an und die Freunde und Geschwister und sagen: Na, ist das Kind schon da? Ich sage: Nein, es ist noch nicht angekommen.
Auch Jesus hatte einen Vater und eine Mutter; Josef und Maria. Als ihr geboren wurdet, hat die Mutter vorher ein Körbchen zurecht gemacht und Windeln bereitgehalten. Menschen Mütter sind manchmal wie die Vogelmütter; sie haben so einen Nestbautrieb. Sie bereiten alles schön vor für die Geburt und dann warten sie.
Maria, die Mutter von Jesus, die hatte sicher auch eine Tasche vorbereitet mit Windeln und allem, was dazugehört. Aber ein Bettchen hatte sie nicht für ihr Kind. Sie hatten nämlich auch keine Wohnung. Obwohl die Maria schwanger war, musste sie mit Josef, ihrem Mann, einen weiten Weg gehen nach Bethlehem. Deswegen hatte sie kein Kinderbett und kein Körbchen für Jesus. Und als dann später Jesus geboren wird, ist kein Bettchen da; das Kind muss in einer Futterkrippe, in einem Stall liegen.
Ein Kind ist unterwegs. Als Maria mit Josef losgeht, da wissen sie beide noch nicht, wo das Kind zur Welt kommen wird. Sie klopfen an verschiedene Türen an, aber überall ist kein Platz; wir werden das am Heiligen Abend vorspielen wie im letzten Jahr: Da sind dann die Türen der Gasthäuser. Und als Maria und Josef anklopfen und Josef bittet: Schnell! Helft mir doch! Mein Kind wird gleich geboren! Da sagen sie: Es ist alles voll, alles besetzt! Wir können doch nicht, haben keine Zeit, haben keinen Platz! Wir müssen zu unseren Gästen! Aber als kurze Zeit später die Heiligen Drei Könige vorbeikommen, die nach Geld aussehen, da sagen die Wirtsleute: Ei gewiss! Guten Abend! Kommen sie doch rein! Aber die kommen nicht rein, sie sagen: Wir wollen das Kind suchen! Denn dieses Kind ist was Besonderes! Da steht ein Stern und wir wissen: Da, wo der Stern steht, da wird das Kind geboren; Gottes Sohn! Wir wissen genau, dass Gott etwas Neues mit den Menschen anfangen will! Und die Engel am dunklen Nachthimmel, die wissen das auch. Die singen den Hirten die Botschaft zu und der Stern steht über Bethlehem, über dem Stall.
Daher kommt es bis heute; wenn wir Christen unser Geburtsdatum angeben, dann machen wir einfach ein Sternchen hinter das Datum. Und wenn wir unser Sterbedatum angeben - das machen wir natürlich nicht selbst - steht ein Kreuz dahinter. Auf Todesanzeigen sehen wir das in der Zeitung. Da stehen unter dem Namen zwei Daten und dahinter ein Sternchen und ein Kreuz. Das heißt: Anfang und Ende des Lebens. Da ist der Stern von Bethlehem und da das Kreuz von Golgatha. Mit diesen Zeichen meinen wir Menschen: Von Anfang bis Ende ist mein Leben in Christus geborgen, und über das Kreuz hinaus soll ich auferstehen mit Christus.
Nun habe ich hier aneinandergereihte Bilder auf dem Altar stehen, das habt ihr vorhin sicher schon gesehen. Diese Bilder haben mich mein Leben lang begleitet. Schaut mal: Hier ist die ganze Lebensgeschichte Jesu drauf. Hier vorne ist der Stall mit Ochs und - Esel, den Hirten, den Heiligen Drei Königen, den Engeln, dem Stern über Bethlehem.
Und dann fängt hier die Lebensgeschichte Jesu an; Josef und Maria müssen nach Ägypten fliehen; der zwölfjährige Jesus im Tempel; Jesus lässt sich von Johannes taufen; Jesus im Boot; er sammelt die ersten Jünger; die Hochzeit zu Kanaan; Jesus, der dem sinkenden Petrus hilft; die Bergpredigt; Jesus heilt und hilft den Kranken: die Versuchungsgeschichte - die gehört eigentlich da vorne hin; hier ist Jesus und lässt die Kinder zu sich kommen; Jesus redet mit den Pharisäern; da ist der Palmsonntag, wo Jesus auf einem Esel nach Jerusalem einreitet; hier setzt Jesus das Abendmahl ein; hier ist er im Garten Getsemane, er betet auf dem Ölberg; da wird er gefangengenommen, verhört, schrecklich gefoltert und gekreuzigt; die Jünger legen ihn in die Grabeshöhle und dann begegnet der auferstandene Jesus den Frauen; und hier ist die Himmelfahrt. Die ganze Jesusgeschichte auf diesen Bildern. Als ich sieben Jahre alt war, 1951, bekam ich das zu Weihnachten geschenkt. Damals gab es kaum Süßigkeiten. Ich hätte mich damals vielleicht mehr über Süßigkeiten gefreut. Aber nun ist es das schönste Weihnachtsgeschenk aus vielen Jahren geblieben. Da sind alle Jesusgeschichten in Bildern drauf.
Heute fängt ja für den Kindergottesdienst das neue Kirchenjahr an. Und so haben wir uns gedacht, dass es schön ist, wenn jedes Kind sich so ein Bilderbuch machen kann.
Es ist nämlich ein Mann in unserer Gemeinde, der Drucker ist, der hat die Bilder für uns abgedruckt. Schaut mal her! Und wir werden die einzelnen Geschichten ausmalen. Heute fangen wir damit an. Wir malen aber noch nicht Josef, Maria und das Jesuskind, das ist noch nicht soweit, aber alles andere malen wir aus, weil das Kind ja noch unterwegs ist. Und wenn ihr alle diese Bilder fertig habt, dann werden wir sie so zusammenbinden, und dann habt ihr so ein langes Bilderbuch, genauso eins, wie ich habe und wie es mich immer begleitet hat, ja?
Ihr könnt das hier nachher mit runter nehmen. Und dieses auch, dann könnt ihr euch angucken, wie es fertig aussieht.
Die Geschichten von Jesus, von seiner Geburt bis zur Himmelfahrt hin.
Es soll uns ein Leben lang begleiten, von Anfang bis Ende, weil Christus der Herr unseres Lebens ist.
Und jetzt wollen wir ein Lied singen: "Es kommt ein Schiff, geladen …" In diesem Lied kommt die schwangere Maria vor. Da wird Maria verglichen mit einem Schiff. So, wie ein Schiff eine große Last trägt und still auf dem Fluss daher gleitet, so ist die Maria mit ihrem dicken Bauch. Sie trägt Gottes Sohn voll Gnaden. In der dritten Strophe heißt es: "Der Anker haft auf Erden, da ist das Schiff an Land. Das Wort tut Fleisch uns werden, der Sohn ist uns gesandt."
Da wird Jesus geboren, wo das Schiff an Land ist.
"Es kommt ein Schiff, geladen …", denkt dran, wenn wir’s singen, damit ist die Maria gemeint.