Predigt 580 zum Konfirmation in St. Johannes

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Predigt vom 03.05.1987 - Pastor Schnabel - Konfirmation in St. Johannes - Joh. 6, 66-69

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen - AMEN!

Der Predigttext für diesen Konfirmationssonntag steht bei Johannes im 6. Kapitel:

"Viele seiner Jünger wandten sich von Jesu ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, du bist der Heilige Gottes."

Gott segne an uns dieses Wort!

Liebe Konfirmanden! Liebe Gemeinde! Morgen war es genau vor einem Jahr, da fuhren wir nach Neetze zur Konfirmandenfreizeit. Die Freizeit begann mit einem Gottesdienst in Deutsch Evern.

In den Tagen danach explodierte in Osteuropa dieses Kraftwerk und besorgte Eltern riefen mich an, wir sollten doch nicht so viel im Regen spazieren gehen.

Als der Gottesdienst begann, wussten wir davon noch nichts. Ihr erinnert euch daran es lagen 30 rote Herzen auf dem Altar. Ihr werdet heute ein Photo davon auf eurer Konfirmationsurkunde finden.

Mit diesen Herzen haben wir etwas gelernt. Dass das Herz Ausdruck ist für dein Inneres. Und dass es eine Bedeutung hat, was wir über das Herz sagen.

Ein Mensch sieht nur, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz an

Ihr könnt mir natürlich nicht eure Herzen zeigen. Aber ich kann euch mein Herz zeigen; ich bin wahrscheinlich im Augenblick der Einzige in diesem Raum, der das kann. Seht, hier ist mein Herz. Dieses Herz ist finster. Und ihr wisst alle, was das heißt, wenn man ein finsteres Herz hat.

Aber die Bibel sagt: "Gott hat uns einen hellen Schein ins Herz gegeben."

Und wenn uns Gott einen hellen Schein ins Herz gibt, dann sieht das so aus. Schaut genau auf das Herz. Seht ihr, jetzt ist da ein heller Schein in diesem Herzen. Und ihr wisst auch, wie gut sich das anfühlt, wenn wir einen hellen Schein im Herzen haben; wenn es licht in uns ist.

Jeder von euch hat so ein Herz bekommen, und wir haben in der Bibel nachgelesen, was Herzen alles sein können. Ihr müsstet das Blatt noch haben, worauf wir es aufgeschrieben haben, vielleicht könnt ihr es den Paten heute zeigen.

Dein Herz ist dein inneres Wesen. Herzen können gehorsam, hell und rein sein, aber auch finster und hart. Und gebrochene Herzen können so empfindlich sein, dass Menschen eine Schicht Zement drum gießen und sich hart geben. Es handeln viele Redensarten vom Herzen.

Wie gut ist es, wenn du dein Herz einem Menschen ausschütten kannst. Oder wenn Menschen ein Herz und eine Seele sind. Ein Menschenherz allein für sich ist immer unruhig. Ein Menschenherz muss sich immer an etwas hängen. Es ist unsicher und zappelt herum, es treibt dich mal hierhin und dahin, und geht allzu leicht mit der Mode.

Du musst dein Herz an Gott hängen. Du musst es daran hängen, dass es beständig und fest und gut wird. Und dein Herz an Gott hängen heißt: Glauben und nachfolgen.

Aus dem Johannesevangelium haben wir gehört, dass viele der Jünger sich abgewendet haben, und nicht mehr mit ihm gingen. Das waren die Fans von Jesus; die wurden enttäuscht, die wandten sich ab. Und von den Vielen, die ihm erst nachgefolgt waren, blieben nur zwölf übrig, die blieben bei Jesus und folgten ihm. Am Anfang hatte man von Jesus gehört: Er hat Kraft, er tut Wunder, er heilt. Sie erlebten ihn als Wundermann und sie waren begeistert; wie Fans von einem Star begeistert sind. Sie jubelten ihm zu. Aber es hielt nicht lange vor. Die Fans wollten nämlich hören, dass Jesus zu ihnen sagte: Ihr seid Klasse, ihr seid gut, bleibt so, wie ihr seid! Ich zeige euch ein paar Tricks, wie ihr Gottes Kraft für eure eigenen Ziele und‚ Zwecke einsetzen könnt! Das wollten die Fans hören, das wollten sie von Jesus lernen. Sie wollten bleiben, wie sie sind, und Gottes Kraft noch zusätzlich dabeihaben. Als ihnen Jesus dann von Gehorsam sprach, von Nachfolge auf schmalen Wegen, durch die enge Pforte, da winkten sie ab. Sie wollten ihr Her: nicht an Jesus hängen. Sie wollten ihr Herz für sich behalten. Sie wollten nicht in Jesu Namen zu Gott beten: "Dein Reich komme" und "Dein Wille geschehe", sondern sie wollten beten: "Mein Reich komme, mein Wille geschehe!" Und darum sind die Fans enttäuscht, winken ab und gehen. Und nur zwölf bleiben übrig, die Jesus folgen wollen, damals in der ersten Zeit. Und Jesus fragt sie: "Wollt ihr auch weggehen?" Sie können gehen, wenn sie wollen. Jesus zwingt keinen. Jesus mutet uns diese abgründige Freiheit zu.

"Wollt ihr auch weggehen?" Petrus antwortet für die Zwölf und sagt: "Zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens, du bist der Heilige Gottes! Wir haben geglaubt und erkannt."

Das sagt Petrus nicht gleich nach der ersten Begeisterung, sondern nachdem er etwa ein Jahr mit Jesus gegangen ist. Und er spricht da für die Jünger, die bleiben und nachfolgen wollen. Und er sagt auch nicht nein, sondern er sagt, wir können gar nicht anders, wo sollen wir denn hin? In dir haben wir erkannt, worauf es im Leben ankommt und was wichtig ist und was gilt. Wir hängen mit unserem Herzen, mit unserem ganzen Selbst an dir. Du verbindest uns mit Gott.

Sie haben sich mit dem Herzen auf Jesus eingelassen.

Das heißt aber keinesfalls, dass sie erst eine Aufnahmeprüfung bestanden haben, dass sie schon fertig und vollkommen gewesen seien, als sie sich zu Christus bekannten, sondern sie sagten einfach: Wir sind mit dem Herzen dabei, wir hängen an dir.

Als Petrus das sagte, war er noch nicht fertig. Und Jesus war auch noch nicht fertig mit ihm. Als Petrus das sagte, da wird er später noch Jesus verleugnen. Ihr Konfirmanden erinnert euch an die Geschichte mit dem Hahn: "Noch ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen!"

Aus Angst verleugnet dieser Petrus später seinen Herrn und weint und kehrt um, und geht einen Weg über Höhen und Tiefen. Der Tod Jesu und das Kreuz und die Auferstehung, die stehen noch bevor in dem Augenblick, als Petrus das sagt.

Die Jünger, die bei Jesus bleiben, haben Kraft und sie versagen. Sie fallen hin und stehen auf. Sie überkommt zu Zeiten das heulende Elend. Dann werden sie wieder wunderbar getröstet. Sie lernen noch sehr viel und werden einen weiten Weg geführt Aber ihnen widerfährt die Gnade, dass sie mit dem Herzen immer wissen, wo sie hingehören. Sie bleiben an Christus und er bleibt mit seinem Geist bei ihnen. Und er lässt die Seinen nie allein. Und immer, wenn sie in einem Zusammenbruch sich befinden und denken, jetzt geht gar nichts mehr, da wächst ihnen neue Kraft zu, und dann geht es erst richtig los.

Wenn du dein Herz an ihn hängst und dich auf ihn einlässt mit ganzem Herzen, dann bist du gerettet.

Das ist nichts Leichtes. Das heißt nicht, dass du ein müheloses Leben haben wirst. Aber das heißt, dass du weißt, wo du hingehörst und dass du eine Heimat hast bei Gott, dass dein Leben Grund und Ziel hat.

Das ist ein freies, würdiges Leben, zu dem du bestimmt bist.

Dein Herz hängt treu und feste an dem, was Jesus lehrt. Das alleine macht dich frei gegenüber allen Mächten dieser Welt, weil dein Herz eben festgebunden ist an Jesus.

Billiger ist es nicht zu haben! Du musst dich mit dem Herzen darauf einlassen.

Aber nun bedenkt einmal, woran solltet ihr denn sonst euer Herz hängen? Alles andere vergeht.

Wenn ihr heute reich beschenkt werdet, dann freut euch an diesen guten Gaben. Freut euch an den Begabungen, die Gott euch gegeben hat, aber hängt nicht euer Herz daran, sondern hängt euer Herz nur an Gott; das lehrt das erste Gebot.

Und das hat Jesus konsequent gelebt.

Jesus fragt, nachdem die Fans gegangen sind: "Wollt ihr auch weggehen?" Und die Jünger bleiben. Sie folgen nach, sie sind mit dem Herzen dabei.

Wollt ihr auch weggehen, ihr Konfirmanden, mit den Fans? Wollt ihr auch euer Herz mal hierhin hängen und mal dahin hängen, wie es die Mode gerade will? Oder wollt ihr bei Jesus bleiben?

Seid nicht ungeduldig mit euch selbst. Das ist heute ein Anfang. Ihr seid noch nicht fertig, wir sind noch nicht fertig, wir bleiben alle unterwegs in dieser Gemeinde.

Aber ob ihr euch aufmachen wollt, ob ihr mitgehen wollt, darauf kommt es an. Geht erst mal mit. Petrus ist lange mit dem Herrn gegangen und hätte alles andere aufgegeben. Er hat die Brücken hinter sich abgebrochen, ehe er herausfand, dass Christus Gottes Botschaft ist an uns.

Ihr findet über Christus nichts raus, wenn ihr euch nicht auf ihn einlasst und ein Stück mit ihm geht. Ihr werdet unterwegs Brüder und Schwestern finden, die mit dem Herzen dabei sind.

Und wenn wir heute das Heilige Abendmahl feiern, dann begreift das als eine Speise für unterwegs.

Jesus Christus selbst hat Brot und Wein vom Tisch genommen und hat beidem eine Bedeutung gegeben.

Und ihr seid heute eingeladen, zu kommen und zu trinken von dem Einen, an dem unser Herz hängt und der uns in Liebe vereint, und der uns führt in Zeit und in Ewigkeit - AMEN!

Und der Friede Gottes, der höher ist, als unsere menschliche Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christu Jesu - AMEN!